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14.5.2015 Lebensmitteltag 2015 im Rückblick
Der ausgebuchte Lebensmitteltag, die von bio.inspecta, SQS und OIC veranstaltete schweizerische Lebensmittelfachtagung stand dieses Jahr unter dem Motto «Zeitgeist». Die Themen reichten vom Vegi-Trend bis zu Foodwaste- und Shitstorm-Präventionsstrategien. Moderatorin war Daniela Lager, bekannt von «10 vor 10». «foodaktuell.ch» präsentiert einige Highlights in mehreren Teilen: Teil 1: «Flexitarier, Frutarier, Vegetarier, Veganer …». Entsprechen die verschiedenen Ernährungsweisen einem momentanen Zeitgeist oder steckt mehr dahinter? Konsequente Vegetarier und vor allem Veganer erheischen viel mediale Aufmerksamkeit, aber sind sie derzeit nur eine kleine Gruppe. Im Trend liegt dafür die Fleischreduktion der Flexitarier, die quasi Teilzeit-Vegetarier sind. Eine Ernährungsumfrage im 2014 von Marktagent.com und «20 Minuten» ergab basierend auf 500 Befragten folgende Aufteilung: Ernährungsformen in Prozent: Allesesser 64.7 Flexitarier 18.8 Fleischliebhaber 13.2 Vegetarier 1.6 Pescetarier (Fischliebhaber) 1.0 Veganer 0.6 Frutarier 0.0 Quelle: www.20min.ch/schweiz/news/story/16614223 In der Schweiz sorgt der fleischlose oder gar vegane Lifestyle immer wieder für Schlagzeilen – zuletzt wegen Spitzensportlern, die sich ganz ohne tierische Produkte ernähren. Aber nur 2,2 Prozent der Schweizer essen konsequent kein Fleisch, eingerechnet jene 0,6 Prozent, die sich als Veganer bezeichnen. Die klare Mehrheit von 64,5 Prozent sind Allesesser, weitere 13,2 Prozent betonen, dass sie besonders gerne und viel Fleisch essen. Weit grösser als die Gruppe der Vegis ist jene der so genannten Flexitarier: Diese 18,8 Prozent verschmähen ein gutes Steak nicht, achten aber darauf, Fleisch nur sparsam zu konsumieren. Ein Prozent der Befragten verstehen sich als Pescetarier, sie essen Fisch, aber kein Fleisch. Frutarier – also Leute, die nur pflanzliche Produkte essen, die sich ohne Zerstörung der Pflanzen gewinnen lassen – finden sich unter den 500 Befragten keine. Altersklassen und Geschlechter unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Ernährungsgewohnheiten: Frauen leben viel häufiger vegetarisch als Männer. Dafür findet bei der Gruppe der Männer, die sich ohne tierische Produkte ernähren, der Veganismus als radikalere Variante mehr Anklang – allerdings ist hier die Stichprobe so klein, dass die Resultate mit Vorsicht zu geniessen sind. Bei den Männern outen sich 19 Prozent als explizite Fleischliebhaber, bei den Frauen sind es nur 7,4 Prozent. Dafür ist bei den Frauen die Gruppe der Flexitarierinnen mit 24,2 Prozent deutlich grösser als bei den Männern (13,4 Prozent).
Die 14- bis 19-Jährigen sind jene Altersgruppe mit dem höchsten Vegetarier-Anteil: 6,1 Prozent. Das deckt sich mit der Erfahrung von Renato Pichler, Präsident von Swissveg, der Informationsstelle für eine vegetarische Lebensweise. «Die Jungen haben noch nicht so stark vorgefasste Meinungen und sind bereit, sich kritisch mit der Ernährung auseinanderzusetzen, statt in Gewohnheiten zu verharren.» Für Pichler ist klar: Fleischkonsum sei weder für die Umwelt noch für die Gesundheit der Menschen gut. Dass nicht mal jeder Zwanzigste sich voll und ganz dieser Haltung anschliesst und danach lebt, beunruhigt ihn nicht. «Vegetarisch leben ist ein Trend, der gerade in den letzten Jahren stark zugenommen hat – auch dank der Informationsverbreitung im Internet.» Bestätigt fühlt sich Pichler durch die grosse Anzahl Flexitarier. Das seien grösstenteils Leute, die nur mit schlechtem Gewissen Fleisch essen würden – jedoch aufgrund des Angebots kaum darum herumkämen. «Wenn es in allen Kantinen und Restaurants irgendwann wirklich gute Vegi-Menüs gibt, wird ihnen der Verzicht auf Fleisch leichtfallen.» Pichler schätzt deshalb das Potenzial an Vegetariern in der Schweiz auf derzeit etwa 20 Prozent. (Text: www.20min.ch)
Referat von Renato Pichler Renato Pichler ist Swissveg-Präsident (Schweizer Interessenvertretung für Vegetarier und Veganer) und Vorstandsmitglied der Europäischen Vegetarier Union (EVU): Zuverlässige statistische Trend-Daten gibt es kaum. Dennoch ist ein starkes Ansteigen des Interesses der Öffentlichkeit an diesem Thema bemerkbar. Ein klar sichtbarer Trend geht in Richtung rein pflanzliche (vegane) Ernährung. Keine seriöse Umweltorganisation kann den Fleischkonsum heute noch ignorieren.
Heute gibt es in der Schweiz bereits: •8 Online-Shops mit ausschliesslich veganem Angebot •9 Restaurants die ausschliesslich vegane Speisen servieren •34 (+9) vegetarische Restaurants Wichtigstes Kriterium: Kein V-Label-Produkt wird mit Hilfe von Zutaten oder Verarbeitungshilfsstoffen von getöteten Tieren hergestellt. Bei veganen Produkten, dürfen auch keine Zutaten/Hilfsstoffe von lebenden Tieren verwendet werden. Derzeit sind bereits über 100 Schweizer Firmen V-Label Lizenznehmer. Laufend kommen neue hinzu. Noch vor wenigen Jahren wurde das V-Label nur auf speziellen veg. Produkten eingesetzt (Fleisch- und Milchalternativen). Der Trend geht nun in Richtung transparenter Deklaration aller kritischen Produkte (z.B. Apfelsaft, Wein, Süsswaren, Salatsaucen). Derzeit wird die Homepage www.v-label.info / www.v-label.eu überarbeitet um die Produktedatenbank noch attraktiver zu präsentieren.
In den vergangenen Jahren wurde die Zertifizierung von Gastronomiebetrieben nicht aktiv vorangetrieben. Das V-Label sollte sich zuerst im Detailhandel fest etablieren. Zudem wurden auch viele Gastroartikel zertifiziert. Deshalb wird dieses Jahr intensiver auch auf die Gastronomie für die Zertifizierung zugegangen. Weiterlesen: Vegane Menus an Schulen? | ||||||