Varia | |||||||||||||||||
22.7.2015 Palmöl droht gesundes Rapsöl zu verdrängen
Aus Sicht der Ernährungswissenschaft ist Rapsöl sehr wertvoll. Doch Freihandelsabkommen können je nach Verhandlungsergebnis einschneidende Auswirkungen auf den Rapsmarkt haben. Im Moment verhandelt die Schweiz mit Malaysia, Indonesien und weiteren südostasiatischen Ländern über ein Abkommen. Vereinfacht die Schweiz die Einfuhr von Palmöl, so wird Rapsöl auf dem Markt durch billigeres Palmöl konkurriert, was sich auf die Rapspreise auswirkt. Produktionsfläche und Wertschöpfung in der Schweiz könnten verloren gehen und der Anteil an Palmöl in unserer Ernährung auf Kosten des Rapsöls zunehmen. Auch die Schweizer Landschaft wäre davon betroffen, wenn wir uns zukünftig nicht mehr über die goldgelb blühenden Rapsfelder erfreuen können. Raps wird im Schweizer Mittelland auf rund 23‘700 ha angebaut. Im Jahr 2013 betrug der Produktionswert für die Landwirtschaft 60 Millionen Franken. Nach der maschinellen Ernte im Juli kommt der Raps zur Sammelstelle, wo er gereinigt und wenn nötig getrocknet wird. Die Sammelstelle wiederum verkauft den Raps an eine der drei grossen Ölmühlen in der Schweiz. Dank der guten Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette ist die Kultur sowohl für die Landwirte als auch für die Sammelstelle und die Ölmühle rentabel und schafft zahlreiche Arbeitsplätze. Schweizer Landwirte bauen auf ihren Äckern mindestens vier Kulturen abwechselnd an (Fruchtfolge), um grösseren Krankheits- und Schädlingsproblemen vorzubeugen und die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Raps spielt in der Fruchtfolge eine wichtige Rolle, da er aus einer komplett anderen Familie als die verbreiteten Kulturen Mais und Getreide kommt. Warum ist Rapsöl gesund? Schweizer Rapsöl erscheint als einziges Pflanzenöl in der Lebensmittelpyramide der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE. Das hat seinen Grund: Konventionelles Rapsöl (raffiniert oder kaltgepresst) hat einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, rund dreimal mehr als Olivenöl. Es ist ausserdem eine wichtige Quelle für Vitamin E.
Wenn Fette mit einem höheren Anteil an gesättigten Fettsäuren durch Rapsöl ersetzt werden, sind folgende Wirkungen zu erwarten: Reduktion des Risikos von Herzkreislaufkrankheiten und Reduktion des Diabetesrisikos. Aus diesem Grund empfiehlt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärswesen (BLV) täglich 2-3 Esslöffel (20-30 g) Pflanzenöl einzunehmen, davon mindestens die Hälfte in Form von Rapsöl. Drei Arten Rapsöl Man unterscheidet drei Sorten von Schweizer Rapsöl: kaltgepresstes (Bild), raffiniertes und HOLL-Rapsöl. Die schwarzen Rapskerne werden mechanisch gepresst. Kaltgepresstes Rapsöl wird ohne äussere Wärmezufuhr gepresst und darf die Temperatur von 50°C nie überschreiten. Das handelsübliche, raffinierte Rapsöl wird warm gepresst und in mehreren Arbeitsschritten von Geruchs-, Geschmacks- und Farbstoffen befreit. Dank modernster Technik bleiben dabei die gesundheitsfördernden Eigenschaften erhalten. Verwendung: • Konventionelles Rapsöl (kaltgepresst): Nicht erhitzbar. Verwendung in der kalten Küche (z.B. für Salatsaucen, Dips, Cocktailsaucen oder Mayonnaise). Typischer Rapsgeschmack. • Konventionelles Rapsöl (raffiniert): Erhitzbar bis 180 °C. Verwendung in der kalten Küche und leicht erhitzt, zum Dünsten von Fisch, Fleisch oder Gemüse. Geschmacksneutral. • HOLL-Rapsöl (raffiniert): Erhitzbar bis 220 °C. Verwendung: ideales Öl zum heiss Anbraten, Braten und Frittieren. Geschmacksneutral. Innovation: High Oleic Low Linelolenic HOLL Konventionelles Rapsöl eignet sich wegen seinem Fettsäurespektrum nicht für das Fritieren. Deshalb waren die Industrie und die Gastronomie für diese Zwecke auf andere Pflanzenöle (z.B. Palmöl) angewiesen. Die Rapsproduzenten, die Züchter von Saatgut, die Verarbeiter und die eidgenössische Forschungsanstalt Agroscope haben daraufhin im Jahr 2004 ein Forschungsprojekt lanciert, welches von der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) des Bundes genehmigt und unterstützt wurde.
Daraus entstanden ist das HOLL-Rapsöl (High Oleic Low Linelolenic). Es hat ein Fettprofil, das sich zum heissen Braten und Frittieren eignet. Die Nachfrage nach HOLL-Raps ist seit 2004 auf heute jährlich rund 20‘000 Tonnen HOLL-Rapsöl gestiegen, das entspricht rund einem Viertel der Schweizer Rapsproduktion. Diese Erfolgsgeschichte zeigt, wie alle Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette von Innovationen profitieren können. (Text und Diagramm: LID / SGPV) Wissenswertes über die Ölpalme Palmöl ist aufgrund seiner guten Hitze- und Oxidationsstabilität und seiner kostengünstigen Herstellung ein beliebter Rohstoff in der Lebensmittenbranche und anderen Industriezweigen. Nach Angaben von "Brot für die Welt" hat sich die globale Produktion von Palmöl in den vergangenen 30 Jahren verzehnfacht. Die steigende Nachfrage beeinflusst die Umwelt, das Klima und auch die regionale Bevölkerung, da für seine Gewinnung Regenwälder gerodet und Kleinbauern vertrieben werden. Erst 20 Prozent des weltweit erzeugten Palmöls sind als nachhaltig zertifiziert, so der Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO), das heisst der grösste Teil stammt aus nicht nachhaltigen Quellen. Und auch das RSPO-Zertifizierungssystem hat noch grosse Schwächen kritisieren Umweltverbände und die Organisation "Brot für die Welt". Palmöl ist weltweit das wichtigste Pflanzenöl. Laut der Organisation WWF enthält etwa jedes zweite Produkt in unseren Supermärkten Palmöl oder Palmkernöl. Es kommt in Margarine, Schokolade, Cremes genauso vor wie in Waschmitteln, Lippenstiften oder als Zusatz in Kraftstoffen. Die beiden wichtigsten Produktionsländer sind Indonesien und Malaysia, von über 80% der globalen Palmöl-Menge stammen. Palmöl ist so beliebt wie umstritten. Der WWF kritisiert, dass für den zunehmenden Anbau von Ölpalmen immer mehr Regenwald abgeholzt wird und damit die zahlreiche Tierarten ihren Lebensraum verlieren.
Maya Graf, Nationalrätin Grüne, hat im Juni 2015 eine Interpellation zum Palmöl-Import und dem Freihandelsabkommen mit Malaysia und Indonesien eingereicht. Darin zeigt sie sich besorgt wegen der Ausweitung der Palmöl-Plantagen, die zu einer drastischen Abnahme des Urwalds führe. Vom Bundesrat will Graf unter anderem wissen, ob das Abkommen soziale und ökologische Mindeststandards für den Handel mit Palmöl vorsehe. Wissenswertes über Rapsöl Der Rapsanbau in der Schweiz hat in den letzten Jahren einen wahren Boom erlebt. Die Anbaufläche konnte stark ausgedehnt werden. Heute produzieren die Schweizer Bauern fast doppelt so viel Raps wie im Jahr 2000. Im letzten Jahr konnten sie gar so viel ernten wie noch nie. Dass Rapsöl im Trend liegt, zeigt sich im am steigenden Marktanteil. Lag dieser im Jahr 2002 noch bei 17,4%, waren es im letzten Jahr bereits 25,5%. Damit ist Rapsöl nach Sonnenblumenöl das beliebteste Speiseöl. Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE) empfiehlt, den täglichen Bedarf an Pflanzenöl mindestens zur Hälfte in Form von Rapsöl zu decken. Rapsöl sei ein besonders wertvolles Öl, weil es einen hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren enthalte, erklärt SGE-Mediensprecherin Steffi Schlüchter. Es eigne sich für die kalte wie auch warme Küche. Der Rapsanbau und die Rapsölproduktion gelten innerhalb der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft als Erfolgsgeschichte. Vor rund zehn Jahren haben Rapsproduzenten, Saatgut-Züchter, Verarbeiter und die Forschungsanstalt Agroscope ein Projekt lanciert, um dem Schweizer Rapsanbau neue Impulse zu verleihen. Gezüchtet wurde eine neue Sorte: HOLL-Raps. Daraus lässt sich ein Öl pressen, das wegen einer anderen Fettsäurestruktur hitzebeständig ist. Es eignet sich folglich besonders zum Frittieren und für heisses Anbraten und somit für den Einsatz in der Gastronomie und Lebensmittelindustrie. Herkömmliches Rapsöl konnte deren Anforderungen nur teilweise erfüllen. Palmöl statt Rapsöl? Ob der Höhenflug der Schweizer Rapsproduktion weiter anhält, ist derzeit ungewiss. Die Schweiz verhandelt aktuell zusammen mit anderen EFTA-Staaten ein Freihandelsabkommen mit Malaysia und Indonesien. Über den Inhalt der Verhandlungen ist noch nichts bekannt. Bekannt ist hingegen, dass es sich bei Malaysia und Indonesien um die weltgrössten Produzenten von Palmöl handelt und diese an einem erleichterten Export für Palmöl besonders interessiert sein dürften. Beat Röösli vom Schweizer Bauernverband glaubt denn auch, dass die beiden asiatischen Länder auf einen Zollabbau im Bereich pflanzlicher Öle drängen werden. Palmöl würde damit billiger, der Import somit attraktiver. "Je billiger Palmöl ist, desto stärker kommt Schweizer Rapsöl unter Druck und könnte ersetzt werden", befürchtet Andrea Koch vom Schweizerischen Getreideproduzentenverband. Betroffen seien vor allem verarbeitete Lebensmittel. Bei diesen sei die Herkunft einzelner Rohstoffe für Konsumenten meist nicht so entscheidend, der Swissness-Trumpf steche hier kaum. Verarbeiter könnten deshalb versucht sein, vermehrt billiges Palmöl statt Schweizer Rapsöl einzusetzen. Laut Koch kann HOLL-Raps praktisch eins zu eins durch Palmöl ersetzt werden.
Koch befürchtet, dass unter vermehrten Importen von Billig-Palmöl nicht nur der Rapsanbau, sondern der Ackerbau im Allgemeinen leiden könnte. "Raps ist eine der wenigen Ackerkulturen, deren Anbau sich bislang rentiert hat", so Koch. Bauern sind im Rahmen der Fruchtfolge verpflichtet, mehrere Kulturen anzubauen, auch solche, die weniger lukrativ sind wie etwa Futtergetreide. "Für viele Bauern fiel die Bilanz dank dem Raps dennoch positiv aus", erklärt Koch. Auch Ölmühlen unter Druck Unter zunehmenden Palmöl-Importen würden nicht nur Rapsproduzenten leiden, sondern auch die drei Schweizer Ölmühlen, die Raps verarbeiten. Eine davon ist die in Muttenz BL ansässige Florin AG. Man habe die Rapsölproduktion in den letzten Jahren kontinuierlich steigern können, erklärt Geschäftsführer Christian Florin. Auch er glaubt, dass ein Freihandelsabkommen mit Malaysia und Indonesien den Druck auf die hiesige Rapsproduktion und -verarbeitung erhöhen wird. "Im Moment ist es aber noch zu früh, um präzise Aussagen zu den Konsequenzen zu machen", so Florin. Derzeit würden sich Raps- und Palmöl preislich nicht gross unterscheiden, was sich mit einem Abbau des Grenzschutzes ändern könnte. Der Swissness-Bonus, den Rapsöl gegenüber Palmöl hat, wiegt laut Florin das preisliche Handicap nicht auf. (Text: LID) Palmöl und Palmkernöl im Vergleich Palmöl (auch Palmfett genannt) wird aus dem Fruchtfleisch der Palmfrüchte gewonnen. Die Früchte werden sterilisiert und gepresst, dabei entsteht das rohe Palmöl, CPO (Crude Palm Oil). Früchte und Öl haben wegen ihres hohen Carotingehaltes eine orangerote Färbung, die bei der Raffination entfernt wird.
Reines und frisches Palmöl hat einen spezifischen Veilchengeruch, einen süsslichen, angenehmen Geschmack und ist von klarer und heller Farbe. Kommerzielles Öl ist aber aufgrund weniger sorgfältig ausgeführter Präparationsmethoden zumeist trüb und gefärbt. Auch bekommt das Öl durch Alterung eine zunehmende Trübung und einen intensiveren Geruch. Dieser auch als Fermentation bezeichnete Alterungsprozess wird durch Mikroorganismen verursacht. Der Schmelzbereich von Palmöl liegt, je nach Zusammensetzung, zwischen 27 und 45 °C. Kostbares Palmkernöl Palmkernöl wird aus den Kernen der Ölfrüchte gewonnen. Die Kerne werden getrocknet, gemahlen und dann gepresst. Das Palmkernöl gehört wie das Kokosöl zu den Laurinölen, d. h. es enthält einen grossen Anteil (bis zu 80 %) der gesättigten Fettsäure Laurinsäure in gebundener Form. Die Zusammensetzung des Palmkernöls unterscheidet sich deutlich vom Palmöl. Das rohe Öl ist gelblich-bräunlich, nach der Raffination erhält man ein fast weisses bis leicht gelbliches Fett. Palmkernöl ist bei Raumtemperatur fest, der Schmelzbereich liegt zwischen 23 und 30 °C. Bei Körpertemperatur schmilzt es rasch ab und hinterlässt dabei einen angenehmen Kühleffekt. Es wird daher gern in Kakaoglasuren, Eiskonfekt und Eiscremeüberzügen und kühlschmelzenden Schokoladenfüllungen eingesetzt. Durch verschiedene Modifikationsverfahren lassen sich aus dem Palmkernöl hochwertige Spezialfette für die Süsswarenindustrie herstellen. Palmkernöl findet ausserdem Verwendung als feste Komponente bei der Margarineherstellung. (Auszug aus Wikipedia) | |||||||||||||||||