Food aktuell
Varia
19.2.2005
Marketing-Tipp der Woche: Brautschau

Heiraten ist «in», auch bei Lebensmitteln. Gourmets sprechen von «Mariage»: Produkte, die zueinander passen wie es sich für Heiratende gehört. Solche Kombinationen werden immer häufiger: Kaffee mit Schokolade oder Schokolade mit Edelbrand, Rauchlachs mit Kaviar und viele mehr. Auch «flotte Dreier» sind im Trend: Brot mit Käse und Wein.

Diese Strategie ist ausbaufähig: Feldschlösschen könnte doch ein Wurstbier zur Bierwurst brauen. Oder wann merkt Swisspatat, dass ihre «Charlotte» ins Walliser Raclette verliebt ist und «Amandine» eifersüchtig wird? Und wann verlobt sich endlich das St.Gallerbrot mit dem Appenzeller-Fondue? Sie sollten sich beeilen, bevor die Teiglinge aufgehen.

Beim Heiraten kommt es natürlich drauf an wer mit wem. Kein Basler Kirsch würde einem Züri Tirggel schöne Augen machen. Aber eine gelungene «Mariage Suisse» sei ein Butterzopf mit Tomme-Käse und Chardonnay-Wein, sagt die amtliche «Brotinformation». Nur Barbaren servieren Vacherin Fribourgeois dazu, denn die Sensoriker haben die perfekte Kombination eruiert - ähnlich wie Partnerwahl-Institute. Sie spielen dabei mit Harmonien und Gegensätzen: Galapagos-Kaffee passe zu Maracaibo-Schoggi dank Übereinstimmung, aber saurer Kaffee und bittere Schokolade zusammen seien ein Graus.

Drum prüfe wer sich ewig bindet

Doch die Franzosen, die sowohl von der Liebe wie vom Essen scheints mehr verstehen als andere Völker, fragen zu recht: Ist es eine «Mariage d’amour» oder eine «Mariage de raison»? Die Sensoriker haben zwar endlich ihre Partnerwahl-Tests offengelegt und damit den Gourmets eine Orientierungshilfe gegeben. Aber es geht in der Liebe bzw im Geschäft nicht primär um orientierungslose Gourmets.

Heiraten hat einen praktischen Nutzen für die Marketing-Strategen: Wenn die Entwickler keine Ideen mehr haben, wenn also Produkt und Verpackung nicht mehr verbessert und verschönert werden können, dann lohnt es sich auf Brautschau zu gehen. Bestimmt findet sich das Herz zum Herzen – oder im Klartext: die passende Produkt-Ergänzung eines Herstellers vom andern Geschlecht (einer andern Branche) mit ähnlicher Torschlusspanik.

Gemeinsam können sie dann eine «Innovation» präsentieren, und beide werden glücklich in der Ehe (und im Geschäft). Auch wenn nun einige Zopf-und-Käse-Liebhaber ihren Vacherin zum Chardonnay heimlich und schlechten Gewissens geniessen müssen.

Partnerwahl-Hilfe für Gourmets: Kaffee-Schokolade-Mariage

Hochzeitsfoto: Der glückliche Bräutigam stammt von der Zürcher St. Jakob-Backstube.

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