Food aktuell
Varia
27.6.2006
Hogatec-Messe zeigt Gastronomie-Trends

Hogatec-Messe in Düsseldorf (24.-28.9.2006) zu Trends wie Ethno, Fingerfood und Convenience.


Vermeintliche Trends können nur kurzfristige Modeerscheinungen. Aber gibt es auch kulinarische Richtungen und Impulse, die sich über einen langen Zeitraum halten, der durchaus mehrere Jahre umfassen kann. Der Kaffeespezialitäten-Boom gehört ebenso dazu wie mediterrane Küche oder die Mega-Trends Ethno, Snacks und «Food to go» (Bild: Backfertige Tiefkühl-Pizza von Hiestand).

Wer sich nicht nur mit Branchenkollegen offen und ehrlich austauschen, sondern auch mit Vertretern der Industrie diskutieren und sich grundlegend informieren möchte, ist im September auf der hogatec 2006 am richtigen Ort: Vom 24. bis 28. September blickt die internationale Welt rund um Hotellerie, Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung nach Düsseldorf.



Hot-Sandwich-Konzept: Hilcona liefert kühlfrische Brötchen, die man zwei Minuten unter dem Grill backt. Mehr als ein Dutzend Sorten stehen zur Wahl. Beispiele: Kornbrötli Frischkäse, Butterzöpfli Schinken, Ciabatta Caprese, Panino Coppa.


Mehr als 500 Aussteller laden ein, sich auf der Gastronomiefachmesse Nr. 1 in Technik und Design einen Überblick über Trends, Tendenzen und Entwicklungen zu verschaffen. Themenparks wie „Kaffee + Kultur“ oder „Ambiente + Ambitionen“, Sonderthemen und ein Rahmenprogramm, das sich sehen lassen kann, runden das Programm ab.

Leichte Ethno-Küche legt zu

Die Wirtschaftsfachzeitschrift „Food Service“ (Deutscher Fachverlag) ermittelte in ihrer Jahresumfrage für 2005 unter den führenden Gastronomen Deutschlands überdurchschnittliche gute Geschäfte beim Event-Catering, bei Frische Fast Food und Take-away. Was hier am meisten boomt, ist Fast Food – mehr als 50 Prozent der Profi-Umsätze kommen aus diesem Segment. Dabei spielen aber nicht nur die klassischen Burgerbratereien eine wichtige Rolle, sondern auch Take-away-Ketten wie Subway, Nordsee, Le CroBag oder Yum! finden sich unter den Top 30.



Modernes Fast Food-Konzept für Take Aways: Locare, ein Rapidofen von Haari, der auf Tiefkühl-Convenience von NestléFoodServices programmiert werden kann.


Zwei entscheidende Faktoren für den Erfolg all der Dinge, die man entweder mitnehmen oder, etwa bei Veranstaltungen, aus der Hand essen kann, sind Zeitersparnis und Wellness. Konsumforscher begründen es so: Die Menschen haben keine Zeit oder Musse mehr, sich zum Essen in aller Ruhe hinzusetzen, sondern nehmen ihre Mahlzeiten quasi im Vorbeigehen ein. Hierbei haben oft Ethno-Food-Richtungen die Nase vorn.

Im Alltag begegnen Sushi-Tempel, japanische Bars, thailändische Garküchen, oder auch Frische-Läden mit Wraps und Salaten diesem Konsumbedürfnis. Dieses Essen ist nicht nur schnell zubereitet und/oder gut aus der Hand zu essen, sondern vor allem gesund und kalorienarm. Schlank, schön und schnell – das gilt beim Essen genauso wie im restlichen Leben der meisten Gäste.

Durch ihre Leichtigkeit, die schonende Verarbeitung von viel Gemüse und Salat können asiatische und mediterrane Küche beim Segment der Eiligen und Schönen punkten und werden gemeinhin als grosse Ethno-Gewinner angesehen. Kein Wunder, dass also auch eine ganz neue mediterrane Nische auf Anhieb ein Erfolg wurde: Das Franchise-Unternehmen „Vapiano“, das unlängst den Foodservice Preis für das beste gastronomische Konzept der letzten Jahre erhielt, setzt auf italienische Küche in Stakkato-Produktion, aber mit Designerambiente (Mattheo Thun entwarf die Restaurants), Front-Cooking und edlen Rezepten.



Neue Ethno-Conveniencelinie von KADI: Samosas aus Mürbteig, Arancini aus Risottoreis und panierte Jalapeño-Chilischoten mit Frischkäse gefüllt.


„Fast Casual“ heisst diese Ecke, die auch dem smarten Businessmenschen den Gang zum Fast Food ermöglicht. Acht Restaurants eröffnete Vapiano seit ihrer Gründung im Herbst 2002 und ein Ende der Franchise-Expansion ist noch lange nicht in Sicht – als nächstes steht die Eröffnung eines Hauptstadt-Restaurants an.

Kulinarisch betrachtet bieten die mediterranen Systemgastronomen das Sortiment der klassischen Pizzeria: Pasta, Pizza, Salat, Dolci (Nachspeisen). Das Besondere sind hausgemachte Nudeln und vor den Augen des Gastes zubereitete Sossen und Pizze aus frischen Zutaten. „Edel und Flott“ funktioniert – auch bei der Kalkulation, denn kein Gericht kostet mehr als zehn Euro.

An die Spiesschen, fertig, los.

Hand in Hand mit leicht und schnell geht auch ein weiterer wichtiger Trend – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Fingerfood ist seit Jahren ein Renner und wird ständig in unvorstellbar vielen Richtungen weiterentwickelt. Ob frittierte Snacks (Salomon Hitburger), die zum Beispiel den Bargästen in der Happy Hour über den ersten Hunger hinweg helfen, Bagels und gefülltes Gebäck im Miniformat (Baker & Baker) oder edle Fischhappen und -spiesse, die von der Industrie von Hand gefertigt werden (Friesenkrone).

Beim Ethno-Spezialisten Gmür AG zeigen sich «Trends von Mexiko über USA und Karibik bis zu Asien. Vor allem orientalische, karibische und mediterrane Produkte legen zu. Hitverdächtig sind Andor-Wraps, Tempura Stix Mix, California Rolls und Bruschettas».

Apropos „Spiesse“: Branchenkenner haben ausgemacht, dass die Gastronomie den guten alten Schaschlikspiess wieder aus der Versenkung geholt und mit trendigen Bestandteilen bestückt hat. Nicht nur der Klassiker Fleisch, Paprika und Speckstreifchen, sondern auch asiatisch angehauchte Tempura oder Satées, Spiesschen mit Obst, Gemüse oder Meeresfrüchten zieren die Teller auf Stehempfängen und bei den sogenannten „Flying Büffets“.

Letztere haben nichts mit stolpernden Kellnern und rumfliegenden Tellern zu tun, sondern bezeichnen vielmehr eine besonders zügige Abwicklung verschiedener Fingerfood-Gänge. Auch hier ist der Kreativität der Anbieter quasi keine lukullische Grenze gesetzt. Einer der prominentesten Vertreter der Catering-Zunft, Klaus-Peter Kofler von Kofler & Company (drei Standorte in Deutschland, rund 100 Mitarbeiter) machte sogar Häppchen essen zur trendigen Modenschau. „Pret-à-diner“ heisst das Konzept, bei dem wie bei den grossen Modehäusern im Frühjahr und Herbst jeweils die neuesten Trendfoods auf den Laufsteg, oder besser, auf´s Büffet geschickt werden.

Für den zweimaligen Caterer des Jahres gilt hier die Prämisse, traditionelle Speisen auseinander zu nehmen und anders kombiniert als Kleinstportion wieder zu präsentieren. Das Ergebnis sind dann Dinge wie „Erbseneintopf in Dekonstruktion“ oder „Pfifferlingstartar im Strudelteig“. Koflers Idee: „Die Menschen sehnen sich nach etwas Bodenständigem. Luxus ist anders definiert. Wichtig sind einfache Produkte in hervorragender Qualität.“

Convenience wie hausgemacht

Die Sehnsucht nach den Emotionen haben aber nicht nur Edelcaterer wie Kofler, Käfer & Co ausgemacht, sondern auch die Industrie. Wen wundert´s also wirklich, wenn, ganz im Gegensatz zum leichten Ethnofutter, auch „Futtern wie bei Muttern“ wieder angesagt ist. Kein Trend ohne Gegentrend, besagt eine alte Konsumforscherweisheit. So stehen den Salaten und kalorienarmen Snacks mehr denn je die klassischen Braten als Repräsentanten des Homemade-Touch gegenüber – allerdings fix und fertig gekocht, tiefgekühlt und zum Erwärmen und Servieren vorbereitet.

Auch kräftige Saucen boomen und auch hier ist der Schritt in Richtung Hausfrauengeschmack nur ein kleiner. So erweiterte der Food-Multi Knorr erst unlängst sein Sortiment an Saucen um die Varianten Gulasch, Rinder- und Schweinebraten und Geflügel.



Neuheit von Hügli: Zwiebelsauce mit 32 Prozent Röstzwiebeln, ohne Würze aber mit Fleischextrakt. In die gehobene Gastronomie verkauft Hügli Fleischextrakt, Kalbs-, Krustentier- und Trüffelfond.


Aber auch mit seiner Idee „100 % Soup“ hat Knorr einen Volltreffer gelandet: Das aus den vier Modulen Suppenstation, grosse Auswahl, Toppings und Werbemittel bestehende Suppenkonzept läuft und läuft. Hier sei es aber nicht nur die Suppenvielfalt, die den Erfolg ausmache, sondern vor allem die emotionale Botschaft, die beim Gast mit dem Produkt „heisse Suppe“ rüberkomme, nämlich Wärme, Heimat und Geborgenheit.

Informationen: www.hogatec.de

Copyright http://www.foodaktuell.ch