Food aktuell
Varia
27.7.2006
Trends bei Fleisch- und Wurstwaren

Die InterMeat-Messe in Düsseldorf vom 24. bis 27.9.2006 verschafft einen Branchenüberblick und zeigt Trends.



Trendig: Treberwurst mit Marc von Bell.


Neue Marktanalysen 2006 haben es ans Licht gebracht: Der Kunde will preisgünstig oder aber bewusst hochwertig einkaufen. Die Beobachtung, dass teure Wurst mehr Anhänger als das Angebot im breiten Mittelfeld findet, rückt die starken Marken in den Mittelpunkt. Denn trotz Sparzwanges gönnt sich der Konsument immer häufiger den Luxus im Kleinen.

Bei Wurstwaren setzt die Branche auch gezielt auf die Ansprache der kleinen Kunden. Neu im Sortiment sind zum Beispiel Brühwürstchen im Fussballformat, sicher nicht nur beliebt bei Kindern, oder auch Truten-Knusper-Stückchen.

Besonders niedrige und aggressive Preise für Fleisch und Wurst kennzeichnen den deutschen Markt. Nirgendwo in Europa gibt es aus Verbrauchersicht günstigere Preise als in Deutschland mit seinen 80 Millionen Verbrauchern. Erstmalig seit langer Zeit konnte der Lebensmittelhandel in den ersten Monaten von 2006 wieder eine Preiserhöhung für Frischfleisch durchsetzen.

Im Frühjahr 2006 ist im SB-Regal des deutschen Lebensmittelhandels ein bemerkenswertes Phänomen zu beobachten. Erstmalig seit langer Zeit wurden die Preise angehoben, wobei Aldi wieder einmal den Trend setzte. Gemischtes Hackfleisch wurde lange Zeit für 1,45 Euro angeboten, Anfang Februar 2006 verlangte der Discounter 1,69 Euro. Eine Preiserhöhung von über 16 Prozent, die von vielen relevanten Wettbewerbern dankbar aufgenommen und in die eigene Preispolitik eingearbeitet wurde.



Weg von banaler Fischpanade: Fischstücke kreativ umhüllt mit Pomodoro-Eimantel oder Lemonpepper-Panade von Fredag.


Es stellt sich die Frage, ob sich eine Kehrtwende in der Preispolitik andeutet. Die teuren Preise können Ausdruck einer Strategie sein, dass Lebensmittel auch preislich eine höhere Wertigkeit signalisieren sollen. Auf jeden Fall scheint in Verbraucherkreisen die Erkenntnis Fuss zu fassen, dass gute und qualitativ anspruchsvolle Lebensmittel ihren Preis haben müssen.

Selbstverständlich ist der deutsche Verbraucher auch weiterhin auf der Suche nach dem günstigsten Angebot, doch insbesondere die neuen Skandale haben ein Umdenken ausgelöst. Es liegt auf der Hand, dass Fleischwaren bestimmte Preisgrenzen nicht unterschreiten dürfen, um sich nicht dem Image von Produkten mit abgelaufener Mindesthaltbarkeit (MHD) oder von „gammeliger“ Ware auszusetzen.

Insgesamt haben die negativen Vorfälle in der Fleischwirtschaft wieder einmal für deutliche Unruhe bei den Verbrauchern gesorgt. Dies betrifft in erster Linie den Absatz von Geflügelfleisch. Bis September 2005 gab es den trendmässigen Zuwachs, die Deutschen kauften 2,7 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahres-Zeitraum.

Die Meldungen über das Herannahen der Vogelgrippe „wirkten wie ein Trendbrecher“, berichtet die Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle (ZMP) in ihrer aktuellen Analyse der Nachfrage privater Haushalte nach Lebensmitteln 2005. Bis zum Jahresende schlug der Effekt durch, insgesamt wurden 2005 gut 2,6 Prozent weniger Geflügel abgesetzt als 2004. Und das bei dem – bis dato –Trendsortiment Geflügel.



Trendig: vorgegarte «Asia Cigar Thai Chik’n» mit Pouletfüllung zum Fritieren von Gmür.


Auch der Gammelfleisch-Skandal hat nach ZMP-Angaben deutlichen Einfluss auf den Konsum von Frischfleisch, der insgesamt um 3,1 Prozent zurückging gegenüber 2004. Erneut zugenommen hat die Nachfrage nach SB-Fleisch. 43 Prozent des Frischfleisches (Rind- und Schweinefleisch) wurden 2005 vorverpackt verkauft, im Jahr 2004 betrug dieser Anteil noch 39 Prozent.

Entsprechend sank der Anteil loser Ware von 57 auf 54 Prozent, Tiefkühlfleisch blieb mit vier Prozent konstant. Die Discounter vermarkten mittlerweile rund zwanzig Prozent des Frischfleisches, bei Wurst und Schinken sind es bereits 42 Prozent.

Auch im November und Dezember, als die Gammelfleisch-Diskussion auf dem Höhepunkt war, konnten die Discounter zulegen. Nach Angaben der Centralen Marketing-Gesellschaft CMA der deutschen Agrarwirtschaft verkauften die Discounter im November 2005 genau 10,1 Prozent in der Menge und 9,5 Prozent im Wert mehr Fleisch als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Metzgereien mussten dagegen einen Absatzrückgang von 8,7 Prozent verkraften. Wertmässig betrug das Minus 4,1 Prozent. Einbussen mussten auch kleinere Verbrauchermärkte hinnehmen.



Trendig: zertifiziertes Fleisch aus der Region (hier von Culinarium Ostschweiz im CCA)


Nach Angaben der CMA verkauften Discounter erstmalig im zweiten Halbjahr 2005 mehr Fleisch als alle Metzgerei-Fachgeschäfte. Allerdings konnten auch die Fleischer-Fachgeschäfte in ihrem umsatzstärksten Monat Dezember nach Angaben des Deutschen Fleischer Verbandes absatzmässig gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum deutlich zulegen.

Die Rewe-Gruppe hat sich im deutschen Lebensmittelhandel den Ruf erworben, besonders interessante Frischfleisch-Konzepte in die Praxis umzusetzen. Unter dem Brandenburg-Fleisch- und Wurst-Konzept wird zur Zeit im Supermarkt-Bereich ein Angebot realisiert, das immer besser beim Verbraucher ankommt.

Ansprechende Präsentation von SB-Fleisch in Augenhöhe der Kunden in attraktiven Wandregalen (anstelle von für den Verbraucher unbequemen Truhen). An den Kopfleisten der Regale werden Convenience-Angebote mit und ohne Fleisch präsentiert (Bild: Migros). Diese Angebotsformen finden sich zurzeit vor allem in den Minimal-Märkten sowie teilweise bei den Regiebetrieben und Franchise-Partnern.


Da sich die Rewe zurzeit strategisch neu ausrichtet und auf den Namenswirrwarr im Supermarktgeschäft verzichten will, wird das Brandenburg-Konzept auf den neuen Namen „Rewe Group“ sowie auf die Discount-Linie Penny fokussiert.

Inwieweit der selbständige Rewe-Einzelhandel im Frischfleisch-Geschäft dieser Linie, die sich konzeptionell in Penny-Märkten fortführt, folgen wird, bleibt allerdings abzuwarten. Tatsache ist, dass das Brandenburg-Konzept zurzeit als eines der besten ausgetüftelten Frisch-Fleischkonzepte im deutschen Lebensmitteleinzelhandel gilt.

Obwohl die Konjunktur noch nicht richtig anspringen will, haben die Deutschen offensichtlich wieder die Lust am Genuss entdeckt. Nach Aussage von Konsumforschern ist Qualität wieder mehr gefragt, wendet man der Öde des Mittelmasses den Rücken zu. Das verfügbare Einkommen der Bundesbürger sinkt zwar stetig, aber gut ein Viertel der Deutschen muss nicht auf den Cent achten, kann sich also einen Grossteil seiner Wünsche erfüllen.



Trendig: Wildschweinrack aus den USA von Michel Comestibles


So verwundert es nicht, dass die Schere immer weiter auseinander geht, billige und hochpreisige Produkte Marktanteile gewinnen und die Mitte verliert. Das hat auch die mittelständisch geprägte Fleischwaren-Branche erkannt.

„Während der letzten zwei, drei Jahre haben viele Unternehmen der Fleischbranche erfolgreich in Marken und Marketing investiert; damit erreichen sie eine Verlagerung des Wettbewerbs weg von einer reinen Preis- hin zu einer Qualitätsorientierung“, so der Vion-Vorstandsvorsitzende Dr. Uwe Tillmann. Im Foodbereich müssen die Marken durch neue Geschmacksvarianten und Produktideen frisch gehalten werden.

Auszug aus dem Statement von Hans Wortelkamp, Geschäftsführer Bücker Fachverlag und Mitglied im Beirat zu InterMopro/InterCool/InterMeat 2006 (Messen in Düsseldorf) anlässlich der Präsentation von hogatec und InterMopro/InterCool/InterMeat am 29. Juni 2006 in Zürich

InterMopro / InterCool / InterMeat in Düsseldorf 24. bis 27.9.2006

Weiterlesen:
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Hogatec-Messe zeigt Gastronomietrends

Informationen:
www.intermeat.de

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