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16.8.2006 Anforderungen an «Novel Food» Novel Food heissen «neuartige Lebensmittel» (neu entdeckte oder auf neuartige Weise hergestellte). Welche Anforderungen gelten für die Vermarktung und welche solchen Produkte sind bereits bewilligt? Novel Food oder "neuartige Lebensmittel" sind Nahrungsmittel und Zutaten, die bisher in der Europäischen Union nicht auf den Tisch kamen. Genauer: alle Lebensmittel, die in der EU vor dem Inkrafttreten der Novel-Food-Verordnung (NFVO) am 15. Mai 1997 nicht in nennenswertem Umfang im Handel waren oder verzehrt wurden. Im Zweifelsfall entscheidet die EU-Kommission nach Befragung aller 25 Mitgliedstaaten, ob ein Produkt wirklich neu ist. Alle EU-Mitgliedstaaten müssen zustimmen, ehe ein neuartiges Lebensmittel auf den Markt kommen kann. Früher fielen auch Lebensmittel aus genetisch veränderten Organismen (GVO), so genanntes Genfood, unter die NFVO. Seit April 2004 gilt für sie eine eigene Verordnung, welche die besonderen Umstände der Herstellung von Nahrungsmitteln mit Gentechnik berücksichtigt. Novel Food sind also seitdem nur noch Lebensmittel, die entweder selbst neuartig sind oder die durch innovative technische Verfahren neuartig sind. Lebensmittel, die unter Verwendung von Gentechnik hergestellt wurden, zählen nicht dazu. Auch Zusatz- und Aromastoffe fallen nicht unter die NFVO. Novel Food sind Produkte…: 1. mit neuer oder gezielt veränderter Struktur, zB Fettersatzstoffe 2. die aus Bakterien, Pilzen oder Algen bestehen oder gewonnen werden, zB Öl aus Mikroalgen 3. die aus Pflanzen oder Tieren bestehen oder isoliert wurden, aber nicht als erfahrungsgemäss unbedenklich gelten können, zB Phytosterine 4. die durch neuartige Verfahren hergestellt werden, die das Endprodukt im Vergleich zu herkömmlichen Produkten wesentlich verändern, zB Fruchtzubereitung für Jogurt, haltbar gemacht im Hochdruckverfahren Kein Verkauf ohne Test Ebenso wie traditionelle Lebensmittel kann auch Novel Food Risiken bergen, allerdings gibt es für diese Lebensmittelgruppe noch keine Erfahrungswerte: * Die Produkte könnten gesundheitlich bedenkliche Inhaltsstoffe enthalten. * Der regelmässige Verzehr anstelle eines traditionellen Lebensmittels könnte zu einem Mangel an einzelnen Nährstoffen führen. * Es besteht die Gefahr der Überdosierung bei Zutaten, die Lebensmitteln in Mengen zugesetzt werden, in denen sie vorher nicht verzehrt wurden. * Manche Lebensmittel sind nur bei einer bestimmten Zubereitung gefahrlos essbar. Sie könnten schlechter bekömmlich sein als herkömmliche Lebensmittel. Novel Food unterliegt daher einem strengen Prüf- und Genehmigungsverfahren. Bevor es in den Handel kommt, muss der Hersteller oder Vertreiber nachweisen, dass es ungefährlich ist. Für eine Genehmigung müssen Novel Food unschädlich sein, sie dürfen die Verbraucher nicht irreführen und dürfen sich von Erzeugnissen, die sie ersetzen sollen, nicht so sehr unterscheiden, dass bei normalem Verzehr Mangelerscheinungen auftreten. Da die NFVO für sehr unterschiedliche Lebensmittel und Zutaten gilt, gibt es keine einheitlichen Regeln für die Kennzeichnung. Allgemein muss deutlich werden, worin sich neuartige Erzeugnisse von herkömmlichen unterscheiden. Unterschiede müssen wissenschaftlich belegt sein. Allergene oder Stoffe, gegen die ethische Vorbehalte bestehen, müssen gesondert erwähnt werden. Für neuartige Lebensmittel erlässt die EU-Kommission zusammen mit der Genehmigung Kennzeichnungsvorschriften. Welche Novel Food gibt es? Von 1997 bis Mitte 2006 wurden rund 20 neuartige Produkte von der Kommission genehmigt. Das aufwändige Genehmigungsverfahren lohnt sich nur für Produkte, die sich nach der Genehmigung gut verkaufen lassen. Im Trend liegt Novel Food mit gesundheitlichem Zusatznutzen, die funktionellen Lebensmittel. Produkte mit Cholesterin senkenden Zusätzen aus Phytosterinen (erstes Bild) bilden die grösste Gruppe. Auch von den restlichen Anträgen zielen vier zumindest teilweise auf eine Verwendung in Lebensmitteln mit gesundheitlichem Zusatznutzen: Isomaltulose, Algenöl, Kartoffelprotein, Noni-Saft (Bild: Nonifrucht). Functional Food Produkte mit Phytosterinzusätzen bewegen sich im Grenzbereich zu Medikamenten: Sie können einen erhöhten Cholesterinspiegel senken. Es ist davon auszugehen, dass mit steigendem Gesundheitsbewusstsein die Zahl der Anträge für solche "massgeschneiderten" Lebensmittel noch steigen wird. (Quelle: aid) Weiterlesen: Sekundäre Pflanzenstoffe | |