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5.12.2006 Wenn Bauern ihre Ernte selbst verarbeiten Von den Produkten im Wert von zehn Milliarden Franken, welche die Schweizer Landwirtschaft erzeugt, werden 2.2% direkt an die Konsumenten verkauft. Die Bauern gewinnen Wertschöpfung und die Kunden erhalten Mehrwert. Einige Beispiele solcher Hofprodukte von der «Beef»-Ausstellung in Sempach im September (Fotoreportage). Bei der Direktvermarktung gibt es grosse Unterschiede: Beim Obst setzten die Bauern im Durchschnitt immerhin 12% und beim Gemüse 10% über die Direktvermarktung ab, aber bei der Milch ist es nur 0.5% und beim Fleisch 1 bis 3%. Bild: Hofladen der Familie Rellstab, Obstbauern in Wädenswil ZH, die Most, Essig und alkoholische Kreationen herstellen.
Die niedrigen Durchschnittszahlen zeigen die Bedeutung der Direktvermarktung nur teilweise: Es gibt Betriebe, die sogar einen Grossteil ihres Einkommens über diese Wertschöpfung auf dem Betrieb und den Direktverkauf erwirtschaften oder bei denen der Direktverkauf zumindest ein sehr wichtiges Standbein ist. Die Direktvermarktung nahm während Jahren stetig und stark zu, aber in der letzten Zeit stellt man aber eine Abflachung bis Stagnation fest. Der Markt scheint langsam gesättigt zu sein, nicht nur auf der Seite der Abnehmer sondern auch auf der Seite der Anbieter. Eine professionelle Verarbeitung und Vermarktung auf dem Bauernhof stellt sehr hohe Anforderungen an die Betriebsleiter und setzt auch eine günstige geografische Lage voraus.
Mittelfristig besteht ein Wachstumspotenzial für die Landwirte auf regionaler respektive einzelbetrieblicher Ebene. Im Kt. Zürich sind bereits sehr viele Betriebe in der Direktvermarktung tätig. Kommt es zu einer stärkeren Öffnung der Grenzen, so dass bei den Detailhändlern vermehrt ausländische statt einheimische Produkte angeboten werden, kann das Potential durchaus ansteigen.
Die Kunden der Bauern profitieren von vielfältigem Nutzen: Die Produkte sind sehr frisch: Beeren, die am frühen Morgen noch am Strauch hingen oder Salate, die am gleichen Tag vom Feld geholt wurden. Weitere Pluspunkte sind die hohe Qualität, Vielfältigkeit und Kreativität der Produkte. Oft findet man Spezialitäten, wie man sie nirgendwo sonst kaufen kann wie Brombeersirup, Kürbiskonfitüre, getrocknete Mirabellen oder Apfelessig mit Zimt. Ein Vorteil ist auch der direkte Kontakt mit und die Unterstützung der Bauernfamilien. Viele KonsumentInnen verloren den Bezug zur Landwirtschaft und der Saisonalität, aber im Gespräch mit den Bäuerinnen und Bauern kann dieses Bewusstsein wieder hergestellt werden. Zudem kauft man im Hofladen garantiert saisongerecht, und meistens sind auch die Preise konkurrenzfähig mit jenen der Grossverteiler.
Wenn Bauernfamilien in die Direktvermarktung einsteigen, geschieht dies oft auf Initiative der Bäuerin. Oft war sie bereits in der Vergangenheit bei der Verarbeitung der hofeigenen Produkte für die Familie, Verwandtschaft und Freunde aktiv. Ihr Wissen erarbeitete sie sich entweder in der Ausbildung zur Bäuerin und/oder in langjähriger Praxis. Zum Teil wird das Wissen gezielt in Kursen erweitert.
Der Schweizerische Bauernverband SBV und zum Teil auch seine Mitgliedorganisationen geben Richtpreise für die Direktvermarktung heraus und unterstützen sie mit Verpackungsmaterial wie auch mit einer Vermarktungsplattform im Internet. Weitere Tipps und Empfehlungen laufen über die landwirtschaftliche Beratung in den Kantonen und über die Beratungszentrale agridea.
Text: basierend auf Informationen des SBV. Weiterlesen: Käsen auf der Alp Suchbegriffe für diesen Bericht: Direktverkauf, Hofladen | |||||||||||||||||||