Food aktuell
Varia
13.6.2007
Messerückblick Tea & Coffee 2007 in Genf

Die Tea & Coffee World Cup Exhibition 2007 in Genf, die am 5.6.2007 zu Ende ging, war eine Fachmesse mit Symposien. Einige Beispiele für Neuheiten und Trends vom deutschen bis zum japanischen Markt in zwei Teilen: erster Teil: Kaffee (zweiter Teil demnächst: Tee).



Gesüsster kalter Kaffee mit Vanillearoma in der Dose aus Taiwan – Trendgetränk für Jugendliche.


Man kennt sich in der internationalen Kaffeebranche, die sich jährlich an vier Messen und Symposien trifft und sich durch Fachzeitschriften wie Tea&Coffee Trade Journal informiert. Newcomer und Quereinsteiger gibt es kaum. Nicht wenige der Unternehmen sind bereits im 19.Jahrhundert gegründet worden und pflegen langfristige Beziehungen zu Produzenten.

Nachdem der „Tea and Coffee World Cup“ im vergangenen Jahr in Hamburg stattfand, entschied sich der Organisator, der New Yorker Lockwood Verlag, wegen der besseren Verkehrsverbindungen und der Anbindung an einen Flughafen für Palexpo in Genf. Besucher waren dadurch deutlich weniger zu verzeichnen, doch insgesamt zeigten sich die meisten Aussteller mit dem Resultat der Messe zufrieden. Die Schweiz war allerdings nur mit einem halben Dutzend Aussteller vertreten.

Kaffee von Aromazusätzen bis zu Haushaltröstern

Die in den USA populären Flavors zur Gewinnung von neuen, jüngeren KaffeetrinkerInnen setzen sich in Europa und Asien nur verhalten durch (Bild). So bietet Carmi Flavors aus Kalifornien allein für Kaffee etwa dreissig verschiedene Aromen an, die in Kleinmengen über das Internet bezogen werden können. In der Schweiz gehören Aromasirupe zur Grundausrüstung eines professionellen Barista und zu Starbucks-Coffeshops, um Spezialitätendrinks zu kreieren.

In Japan wird Kaffee schon seit längerer Zeit und mit zunehmender Akzeptanz in Petflaschen verkauft. Die Entwicklung begann mit den auch bei uns bekannten Eiskaffees in Dosen. Kaffee in verschiedenen Stärken und Geschmacksrichtungen steht in Japan im Selbstbedienungsregal neben Mineralwasser und Süssgetränken. Erhitzt wird er im Mikrowellenofen.

Führend in der Kaffee-Extraktion ist die niederländische Firma Niro Process Technology. Kaffee wird durch Dampf extrahiert und in Bestandteile zerlegt, wodurch Veränderungen im Geschmacksprofil durch Methoden wie Membranfilterung möglich werden (wie beim Strukturieren von Wein). Als Flüssigkonzentrat kann Kaffee wirtschaftlich transportiert und gelagert werden, allerdings nimmt man bei diesen technischen Strapazen für das Aroma grosse Kompromisse bei der Qualität in Kauf.

An mehreren Workshops zeigte das Italienische Espresso Institut (INEI) gemeinsam mit dem International Institute of Coffee Tasters (IIAC) dazu den Gegensatz der manuellen und tassenweisen Extraktion à la Minute.

Eine der Schweizer Aussteller war die für Haushalt-Vollautomaten bekannte Firma Jura, die ihre Marktanteile auf Bars, Gourmet-Restaurants, Betriebsverpflegung und Tankstellenshops ausdehnt. Jura-Promotor ist der Zürcher Gourmetkoch Jacky Donatz. Erfolgreiche Aussenseiterin war die Firma Brunner in Kloten, bekannt für Küchenschneidmaschinen. Sie stellt seit über sechzig Jahren eine Kaffeemühle her, die ohne Elektronik auskommt. Dass damit feinster türkischer Kaffee gemahlen werden kann, bewies das rege Interesse der Besucher aus dem Nahen Osten.


Für Überraschung sorgte die koreanische Firma Genesis. „Gene Café“ ist eine für Hobbyköche miniaturisierte Röstmaschine (Bild), mit der sich etwa zehn Portionen Kaffee individuell rösten lassen. Das technisch ausgereifte Haushalt-Küchengerät wird für unter 500 Dollar angeboten. Tatsächlich kann man damit computergesteuert seinen individuellen Kaffee zu Hause rösten, sofern man Zugang zu grünen Kaffeebohnen hat. Das Gerät erinnert an die ersten Brotback-Automaten, die von der Fachpresse vor dreissig Jahren kaum ernst genommen wurden und heute eine relevante Marktnische belegen.

Auf der anderen Seite des Spektrums fanden sich Produzenten von höchstwertigem Kaffee. Trendige Verkaufsargumente waren wie beim Tee «bio» und fairer Handel. Als Begleiterscheinung der Globalisierung hat heute kein Qualitätsprodukt Chancen auf dem Weltmarkt, dessen Wertschöpfungskette nicht rückverfolgbar ist.

Klimawandel tangiert Kaffeeanbau

Das Thema für die kommenden Symposien ist bereits angesagt. Schwerpunktthema einer zur Messe erschienen Ausgabe der Fachzeitschrift Coffee and Cocoa International (CCI) ist der Klimawandel. Der Anstieg der Temperaturen lässt die Kaffeebohnen schneller reifen und fördert Schädlinge wie den Kaffee-Bohrer, der bis anhin ab Höhen von 1500 Metern über Meer noch kaum vorkam. Bild (zvg): Kaffeeanbau im Hochland von Äthiopien.


Durch die beschleunigte Reifung sinkt die Qualität des Kaffees. Man rechnet damit, dass sich bereits in den vergangenen zehn Jahren die untere Grenze zum Anbau von Arabica um fünfzig Höhenmeter nach oben verschob. (Autor: Dr. David Meili).

Die Speciality Coffee Association of Europe SCAE war an der Messe mit einem Info-Stand vertreten und warb für Aussteller für die Weltmeisterschaften 2008 in Kopenhagen (19. bis 22. Juni 2008). Dort werden, ähnlich wie an der „World of Coffee“ 2006 in Bern, alle vier Weltmeisterschaften an einem Ort durchgeführt.

Einige Swiss Chapter Mitglieder sind bereits als Aussteller angemeldet, und ein Drittel der Ausstellungsfläche ist verkauft! Firmen können sich vor der offiziellen Ausschreibung der Ausstellung auf der Internetseite des SCAE anmelden. Auch das Swiss Chapter der SCAE war in Genf vertreten, betrieb Mitgliederwerbung und suchte Kontakte zu potentiellen Sponsoren für die Schweizer Meisterschaft an der IGEHO 17. bis 18.11.07 (Quelle: SCAE)

Bilder: foodaktuell, David Meili

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