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7.11.2007 Bäuerinnen testen Pausencatering an Schulen
Während in Italien Slow Food und in England Jamie Oliver die Schulverpflegung als Plattform für die Bildung in „gutem Geschmack“ entdeckt haben, erfolgen neue Ansätze in der Schweiz nur zögerlich. Die Landwirtschaftlichen Organisationen Bern (LOBAG) und die Organisation für Regionalprodukte „Das Beste aus der Region“ wagen in drei Schulhäusern in Langnau im Emmental und in Orvin bei Biel einen Pilotversuch mit Bäuerinnen- und Landfrauengruppen, die gemeinsam mit den Schulleitungen Konzepte für die Pausenverpflegung erarbeiten, auf eigenes Risiko umsetzen und einen Catering-Service betreiben. Die Bäuerinnen werden von das „Beste aus der Region“ professionell unterstützt. Die Verantwortung für die Pausenverpflegung in Langnau liegt bei einem Team von acht Frauen, die Business-Plan und Marketingkonzept gemeinsam mit einem Coach erarbeiteten und mit Lehrerinnen und Lehrern Pilotversuche für die Pausenverpflegung im Lehrerzimmer durchführten. In den Schulhäusern der Unterstufe nehmen seit Beginn dieses Schuljahrs etwa sechzig Prozent der Eltern und Schüler am erweiterten Pilotversuch mit den Klassen teil. Zweimal pro Woche können die Kinder mit einem „Znünipass“ für CHF 2.- pro „Znüni“ zum Beispiel ein Vollkornbrötchen mit Nüssen und ein Glas Kräutertee, gesüsst mit frisch gepresstem Apfelsaft geniessen. Das nächste Mal sind Vollkornbrote mit „Rüebli“ auf dem Speiseplan, dann Hefeschnecken mit Gemüsefüllung. Die Zusammenstellung entspricht aktuellen Erkenntnissen der Ernährungsberatung für Kinder im Schulalter. Das Projekt ist noch nicht selbsttragend. In der Mitte des Vormittags können sich die beteiligten Bäuerinnen jedoch gut zwei Stunden Zeit nehmen, um die Produkte vorzubereiten und den Verkaufsstand zu eröffnen. Zudem erreichen sie ohne Zwischenhandel die gesamte Marge der von ihnen selbst produzierten Brötchen, Snacks und Getränken. Im Sinne der Markttransparenz werden mittelfristig auch die administrativen Kosten und die Begleitung des Projekts durch „Das Beste aus der Region“ in die Kalkulation miteinbezogen. Kinder aus einkommensschwachen Familien sind auf eine ausgewogenere Ernährung angewiesen. Diese globale Problematik teilen die Emmentaler Landfrauen im idyllischen Mikrokosmos von Langnau mit den Schulprojekten von Jaimie Oliver in den Slums von Nordengland. Bild: Biokräutertee mit Apfelsaft. Wenn im Unterstufenschulhaus in Langnau im Emmental die Pausenglocke schrillt, sind viele Schülerinnen und Schüler nicht mehr aufzuhalten. Sie klappen die Pultdeckel hoch und freuen sich auf die kulinarischen Überraschungen der Landfrauen. Regierungsrat Andreas Rickenbacher, selbst junger Familienvater, stellte sich spontan zwischen die Schüler und genoss auch ohne überregionale Presse das „Znüni“. Als Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Bern schätzt er das Projekt als kleinen, doch politisch nicht unbedeutenden Beitrag zur Erhaltung der Wertschöpfung in der Region. Mit Skepsis beobachtet wird die Entwicklung vom lokalen Bäckergewerbe beobachtet. Einige Bauernhöfe sind bereits heute mit Verarbeitungsräumen ausgestattet, die eine Produktion von Brot und Backwaren über den Absatz im Hofladen hinaus ermöglichen. Angedacht ist von Seite der Landfrauen ein Mittagstisch mit anschliessender Betreuung der Tagesschüler an schulfreien Nachmittagen. Das Pilotprojekt im Oberen Emmental hat Signalwirkung auf kleingewerbliche Produzenten, Zwischenhandel und Grossverteiler, um sich ernsthafter mit der Schulverpflegung und ihren Perspektiven auseinander zu setzen.
Text und Bilder: Dr. David Meili Weiterlesen: Kindermilchsnacks – unbeanstandet aber umstritten | ||||||