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19.12.2007 Gute Honigernte 2007 trotz Bienensterben Die Schweizer Bienen liessen die Imker viel Honig ernten. Dennoch sterben immer noch viele Bienenvölker. Dieses Jahr wurden pro Bienenvolk im Durchschnitt 21,5 Kilogramm Honig geerntet. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Vereins Deutschschweizer und rätoromanischer Bienenfreunde (VDRB). So viel Honig haben die Bienen letztmals im Jahr 2003 geliefert, letztes Jahr waren es durchschnittlich18,3 Kilogramm pro Bienenvolk. René Zumsteg, Mitarbeiter beim VDRB und selber Imker, ist zufrieden mit dem Ertrag. „Die Honigerträge variieren jedoch stark nach Region”, sagt er. Am wenigsten Honig ist mit 8,5 Kilogramm Honig pro Bienenvolk im Kanton Wallis geerntet worden. Dies sei nicht weiter verwunderlich, weil die Bienen in den Bergregionen – abgesehen von Alpenrosenhonig – meistens weniger Ertrag einbringen, sagt Zumsteg. In anderen Kantonen seien gute Honigernten zu finden, in Basel-Stadt sind dieses Jahr pro Bienenvolk durchschnittlich 36 Kilogramm geerntet worden. „In diesen Kantonen blüht es oft schon sehr früh und lange”, begründet Zumsteg den Unterschied. Keine Regelmässigkeiten Zwar haben die Schweizer Bienen emsig gearbeitet und viel Honig geliefert, trotzdem machen sie den Imkern Sorgen. Nachdem im letzten Winter viele Bienen zugrunde gegangen sind, berichteten die Medien fast täglich über das mysteriöse Bienensterben. Nun ist der Medienrummel um die aussterbende Biene abgeflaut, das Bienensterben aber geht in diesem Jahr weiter und beschäftigt die Imker diesen Herbst vermehrt. In Deutschland treffen bei den Bienenzuchtberatungsstellen seit einigen Wochen tagtäglich Meldungen von toten oder stark dezimierten Bienenvölkern ein, heisst es in der aktuellen Ausgabe der „Schweizerischen Bienen-Zeitung”. Bei einigen deutschen Bienenzüchtern seien 50 bis 90 Prozent der Völker betroffen. Auch in der Schweiz sind in letzter Zeit viele Bienen verendet. Über die Ursachen rätseln die Forscher nach wie vor. „Umso mehr, weil die Imker regional unterschiedliche Beobachtungen machen”, sagt Berchtold Lehnherr, ehemaliger Redaktor der „Bienen-Zeitung” und selber Imker. Während beispielsweise bei einem Imker im Berner Mittelland alle Bienen überlebten, verlor sein Imkerkollege in der unmittelbaren Nachbarschaft all seine Bienen. „Auch innerhalb des gleichen Bienenstandes kommt es vor, dass in einem Jahr fast alle Bienen sterben, im nächsten Jahr überleben die neu gebildeten Jungvölker wieder”, sagt Lehnherr. Bienen werden in die Flucht geschlagen Dieses Jahr haben die Imker vereinzelt beobachtet, dass Bienen fluchtartig ihre Kästen verliessen, sagt René Zumsteg. So fänden die Imker ihre Bienenkästen voller Futterwaben, jedoch seien die Bienen verschwunden. Die Imker vermuten, dass die Varroa-Milbe, die als Parasit auf den Bienen lebt und Viren überträgt (siehe Kasten), die Tiere zur Flucht aus dem Bienenstock veranlasst. Aber die Anzeichen sind nicht eindeutig. „Wir hören auch von Fällen, bei denen die Bienen eingegangen sind, aber in den Bienenkästen keine Spur der Varroa-Milbe zu finden ist”, sagt Zumsteg. Und Lehnherr fügt an: „Auch Bienenvölker, die nicht von der Varroa-Milbe befallen sind, tragen zum Teil Viren in sich. Somit ist die Übertragung von Viren nicht allein auf die Varroa-Milbe zuzuschreiben.” Paradies für die Milbe, Stress für die Biene Dass die Varroa-Milbe Hauptverursacher für das Bienensterben ist, ist nicht bewiesen. „Fest steht bisher nur, dass sich die Varroa-Milben dieses Jahr stark vermehrt haben”, sagt Zumsteg. Zwar liess der milde Winter und der warme Frühling die Bienenvölker schnell gross und stark werden. „Doch die hohen Temperaturen führten auch zu paradiesischen Verhältnissen für die Vermehrung der Varroa-Milbe.” Die Bienenvölker seien dementsprechend gestresst und müssten behandelt werden. Es gibt verschiedene Wege, den Varroa-Milben in den Bienenkästen Herr zu werden. Die verbreitetste Bekämpfungsmethode ist laut Zumsteg folgende: Nach der Honigernte im Spätsommer werden die Bienen im Kasten mit Ameisensäure und im Winter mit Oxalsäure behandelt. Dabei legt der Imker ein getränktes Schwammtuch mit der Säure in den Bienenkasten. „Die Säurebehandlung dezimiert zwar die Parasitenpopulation, ist aber für die Bienen eine permanente Stresssituation”, sagt Zumsteg. So würden die Bienenvölker geschwächt und noch anfälliger auf Krankheiten. Dies sei ein Teufelskreis. „Die Bienen werden so früher oder später nicht mehr überleben.” Zu früh für eine Beurteilung Nicht nur die Imker befassen sich mit dem Bienensterben und mit den möglichen Ursachen, auch bei der Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux (ALP) möchte man dem mysteriösen Bienentod auf die Schliche kommen. Für Anton Imdorf, bei der ALP zuständig für Varroabekämpfung, ist es jetzt aber noch zu früh, überhaupt über das Ausmass des Bienensterbens in der Schweiz zu informieren. „Zuerst müssen wir den Winter abwarten und schauen, wie sich die Bienen im nächsten Frühling entwickeln.” (Text: LID, Bild: foodaktuell.ch)
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