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9.1.2008 Wie gut sind Firmen-Seminare? Viele Lieferanten der Foodbranche führen ein Kurscenter mit günstigen oder kostenlosen Tageskursen.
Die Kundenorientierung hat sich bei den meisten Lieferanten durchgesetzt, der Kundennutzen erhält heute Priorität vor der Umsatzsteigerung. Einige Firmen führen für ihre Kunden sogar ein eigenes Kurscenter, seien es internationale Konzerne wie Bühler oder - eher selten - gewerbliche Produkthersteller sowie Beratungsfirmen. Die Kursleiter – meistens firmeneigene - können dabei Fachkompetenz demonstrieren. Eine Firmenschule gilt bei den Marketingstrategen der Lieferanten als PR-Massnahme. PR darf nicht mit Werbung verwechselt werden: Werbung heisst das gezielte Anpreisen von Produkten, was Teilnehmer eines bezahlten Kurses nicht goutieren. Auflegen von Broschüren ist jedoch diskret, und die Initiative für das Anhören von Verkaufsargumenten geht dann vom Kunden aus. In einer kostenlosen Schulung darf intensiver geworben werden, aber auch in diesem Fall gibt es eine Schmerzgrenze. Quasi gratis sind auch jene Kurse, in denen das Kursgeld nur die Warenkosten deckt. Aber der Interessent tut gut daran, sich bei Gratiskursen nach allfällig erwarteten Verpflichtungen zu erkundigen. Dies hilft Missverständnisse zu vermeiden. Dass beim Knowhow-Transfer ein wenig PR mitläuft, ist zumutbar oder erwünscht, aber der Kursreferent darf dem Teilnehmer nichts aufschwatzen. Echte Partnerschaft zwischen Lieferant und Kunde heisst langfristige Ausgeglichenheit zwischen Geben und Nehmen. Keiner darf auf Dauer zu kurz kommen. Der grössere und stärkere Partner, meistens der Lieferant, sollte sich grosszügig zeigen und sein Knowhow dem Kunden zu minimalen Kosten zur Verfügung stellen, vor allem wenn das Knowhow öffentlicher Stand der Technik ist. Höhere Kosten muss der Teilnehmer jedoch gewärtigen, wenn er eine Privatschule besucht, deren Hauptgeschäftszweck in Schulung besteht. Solche gibt es vor allem im Business- und Managementbereich. Bild: Condirama-Kurscenter des Schokoladeherstellers Max Felchlin. Hohe Nachfrage Die meisten Kurse verzeichnen wachsenden Zulauf, und die Themen umfassen Evergreens, Spezialitäten und Neuheiten. Bei den Kosten reicht das Spektrum von Null bis 400.- pro Tag, je nach Geschäftspolitik und Spesen. Einige Beispiele: Der Technologiekonzern Bühler offeriert Workshops, Seminare und Symposien sowie für Kunden massgeschneiderte Trainings in seinem Technikum in Uzwil SG. Es gibt jährlich einen Workshop für Lebensmittelextrusion und Seminare über Pasta sowie Schokolade. Zu einigen Anwendungen werden Versuche und Demonstrationen gefahren. Die Division «Grain Processing» besitzt ein eigenes Müllerei-Trainigszentrum, ausgerüstet sowohl mit Einzelmaschinen, als auch mit einer kompletten Schulmühle. Es instruiert ebenfalls jedes Jahr eine grosse Anzahl Personen. Ausserdem bietet Bühler Symposien im Ausland an in Zusammenarbeit mit den Auslandfilialen. Meist steht eine Werksbesichtigung einer Referenzanlage auf dem Programm, ansonsten sind diese Symposien im Ausland eher aufs Management ausgerichtet und theorieorientiert. Solche gibt es in Ägypten, Venezuela, Russland, Südkorea, Norwegen, Chile und dieses Jahr in der Türkei und Spanien. Die Kurse sind in der Regel öffentlich, also auch für Nichtkunden zugänglich. Pro Jahr schult Bühler gemäss Angaben von Marketing Manager Christopher Rubin ca. 150 Personen im Bereich Pasta und Extrusion sowie weitere 300 im Bereich Kakao und Schokolade: «Die steigende Nachfrage zeigt, dass Workshops immer wichtiger werden. Oft schicken Kunden auch Entscheidungsträger, um die fragliche Maschine in Operation zu sehen». Die Finanzierung erfolge im Idealfall über Kursgebühren, und bei den Preisen unterscheide man nicht zwischen Kunden und Nichtkunden. Im Mai 2007 eröffnete die neue Chocolate Academy von Barry Callebaut in Zürich West. Bisher war sie in Dübendorf und hiess Carma Forum. Auf den 370 Quadratmetern besteht ein Hörsaal für vierzig Personen. Barry Callebaut führt die Schule als kostendeckendes Cost Center und will nicht nur Schweizer sondern auch internationale Teilnehmer ansprechen. Der Konzern besitzt weltweit sieben Chocolate Academies. Auch das Kursangebot wurde erweitert. Neu ist eine vierstufige Ausbildung in Schokoladenverarbeitung.
Nestlé FoodServices ist Sponsor des Schweizer Kochverbandes und bietet Tageskurse an für Gastronomen mit Schwerpunkt im Care-Bereich an (Heime und Spitäler) gemeinsam mit dem Schweizer Verband der Spital-, Heim- und Gemeinschaftsgastronomie SVG. Pro Jahr besuchen rund achtzig Teilnehmer diese Kurse, die stets ausgebucht sind. «Mehr ist nicht unser Ziel», so Pierre Kelch von Nestlé FoodServices, «grosse Massen wären ineffizienter». Die Kosten für einen zweitägigen Kurs betragen 480.- inkl. Verpflegung, Übernachtung und Kursmaterial, so etwa über «modernes Küchenmanagement». «Dies deckt einen Drittel der Kosten», so Kelch, «der Rest stammt vom Werbeetat». Direkte Werbung für Nestlé Produkte gibt es nicht, dies auch, weil Gastreferenten engagiert werden. Solche finden eine hohe Akzeptanz. Hugentobler Kochsysteme ist beim Kurswesen eine der aktivsten Küchentechnik-Firmen. Die Berner Firma schult in ihren Fachzentren (Moosseedorf, Rotkreuz, St. Ursanne und München) jährlich ca. 400 bis 450 Personen. Zusätzlich wird jedes gekaufte Gerät durch eine Instruktion im Betrieb eingeschult und zwei Mitarbeiter können kostenlos einen Fachkurs besuchen. «Der Trend ist deutlich positiv», so Marketingassistentin Melanie Rickly. «In den letzten drei Jahren verzeichneten wir Zuwachsraten zwischen 20% und 40%». Die Kosten liegen bei 90.- (Halbtag) bis 190.- (Ganztag). Die Themen reichen von Bankett-Technik übers Vakuumgaren und Vakuum-Frischeverlängerung bis zum Fleisch-Niedertemperaturgaren. «Die Kursgebühren reichen nicht aus, um die Kosten zu decken», so Rickly. «Aber wir wollen dem Kunden alles aus einer Hand bieten: Von der Beratung über Verkauf, Finanzierung, Schulung, Montage bis zur Serviceleistung». Nebst der Hauptzielgruppe, den Köchen, eignen sich die Küchentechnikkurse auch für Metzger und Bäcker, welche in zunehmendem Mass und mit Erfolg Takeaway-Lunchgerichte anbieten. Eine weitere Firma, die ein «Forum Culinaire» betreibt, ist HACO AG: Forumleiter Urban Zulauf erklärt: «Da wir keine traditionelle Produktwerbung betreiben, finanzieren wir als Dienstleistung Schulungen für Köche. Für Lehrlinge gibt es Gratiskurse. Die Investition in die Zukunft ist bei Lehrlingen besonders wirksam. In den Kursen vermitteln wir Fachwissen ohne direkte Produktwerbung. Wenn man Geld verlangt, darf man keine Kaufanimation betreiben». Kursangebote von Firmen und Privatschulen im Überblick Konditorei und Confiserie: Condirama Felchlin: felchlin.com Chocolate Academy in Zürich, Barry Callebaut: carma.ch/de/990 Schokolade und Teigwaren: Bühler: buhlergroup.ch Bäckerei: Hiestand Bake off Academy: hiestand.ch Fleisch garen und Küchentechnik: Traitafina: traitafina.ch Hugentobler Kochsysteme: hugentobler.ch Rational (nur Combisteamer, Bild): rational-schweiz.ch Käse: Niklaus Stadelmann: kaeseakademie.ch Kochen, Rezeptieren, Ernährung: Haco, Gümligen: haco.ch Internationale Privat-Fachschule für Koch-Profis: European Culinary Center DCT in Vitznau LU: culinary.ch Soul Food Factory: Kochen und molekulare Küche: soulfoodfactory.ch Diverse Fachtagungen: SVG und Kochverband, gesponsert von Nestlé FoodServices sowie zweitägiges Fachseminar „ Modernes Küchenmanagement“: nestlefoodservices.ch CCA: siehe Publireportage in foodaktuell.ch Kaffee: DFConsulting Dieter Fries: dfc.ch/Kaffeequalitaet.htm Schaerer Coffee Competence Center CCC: schaerer.com Richemont (durchgeführt bei Rast Kaffee in Ebikon): richemont.cc Swiss SCAE (Zertifizierung): swissscae.ch Reinigung und Hygiene: Diversey Lever: johnsondiversey.com Business und Management: ZFU International Business School (Privatschule): www.zfu.ch/ Weiterlesen: Fachwissen à jour halten | |||||||