Food aktuell
Varia
25.3.2008
Bäckermeister-Verband SBKV definiert Strategien

Beat Kläy steht seit bald 14 Jahren im Dienste des Schweizerischen Bäcker-Konditorenmeister-Verbandes SBKV in Bern. Berufsbegleitend hat er sich zum diplomierten Dienstleistungs- und Marketingmanager weitergebildet. Anfang Jahr ist er in eine Lücke gesprungen und hat zusammen mit den Mitarbeitenden der Geschäftsstelle das Ruder des SBKV-Schiffs übernommen.

Einige Fragen an den neuen Verbandsdirektor.


Welche strategischen Schwerpunkte gedenken Sie in nächster Zeit zu setzen?

Wir müssen uns im politischen Bereich noch besser organisieren und gegen Aussen darstellen. Wir brauchen eine schlagkräftige Organisation, entsprechend überprüfen wir die Strukturen des Verbandes. Die grösste Aufgabe ist und bleibt sicherlich die Aus- und Weiterbildung, das hohe Niveau auf diesem Gebiet müssen wir konsequent aufrecht erhalten. Die Arbeiten zur neuen Bildungsverordnung sind auf sehr guten Wegen, die Umsetzung wird uns die nächsten Jahre enorm fordern. Zudem investieren wir seit mehreren Jahren in unseren Nachwuchs. An der Bäckereifachmesse FBK 2009 werden wir erstmals nationale und internationale Wettbewerbe durchführen, um unserem Berufsnachwuchs eine tolle Plattform zu geben.

Was sind zur Zeit die grössten Herausforderungen für den Berufsstand und den Verband?

Nebst der Umsetzung der neuen Bildungsverordnung verfolgen wir mit grossem Interesse die Entwicklungen im Bereich des Brotgetreides. Mittlerweile dreht sich die Preisspirale enorm schnell, Brotgetreide ist zu einem Spekulationsobjekt verkommen. Dazu kommt der Umstand, dass zunehmend Getreide zu Agrar-Treibstoffen verarbeitet wird, was zu einer Verknappung des Angebots und damit verbunden zu einer weiteren Preissteigerung weltweit führen wird. Wir müssen unbedingt sicherstellen, dass wir auch in Zukunft genügend Mehl in guter Qualität angeboten erhalten. Dazu pflegen wir strategische Partnerschaften mit den schweizerischen Müllern und Getreideproduzenten.

Was kann der Berufsverband konkret unternehmen, um einem weiteren Absinken des Marktanteils des Bäcker-Konditor-Gewerbes vorzubeugen?

Der gesamte gewerbliche Marktanteil hält sich seit Jahren erfreulicherweise recht stabil, besonders im Heimkonsum verlieren wir aber zunehmend Boden an Mitbewerber. Nebst Konzepten, die uns neue Verkaufskanäle öffnen, wie z.B. das Pilotprojekt mit der Belieferung von Tankstellenshops durch Mitglieder des SBKV, müssen wir konsequent die Vorteile der gewerblichen Brotherstellung kommunizieren: 100-prozentige Selbstproduktion vor Ort mit regionalen Rohstoffen, ausgerichtet auf den jeweiligen Standort und die entsprechenden Kundenbedürfnisse. Der emotionale Einkauf muss unterstützt werden, nebst handwerklich hergestellten, geschmacklich unvergleichlichen Produkten ist der Bedienungsverkauf nach wie vor ein Vorteil, der unbedingt genutzt werden muss.

Ausländische Bäckereiketten (z.B. Boulangerie Paul) drängen in die Schweiz. Wie kann sich das Gewerbe auf diese neuen Mitbewerber einstellen?

«Die Abgrenzung zu Industriebäckereien ist wichtig durch individuelle Angebote und traditionelle Eigenproduktion».
Bild: Vorbildliche Dorfbäckerei Kunz in Frick AG – traditionell in der Herstellung, modern im Marketing.


Die grossen Ketten operieren mit industriellen Produkten und produzieren nicht vor Ort, erwecken mit den Ladenbacköfen aber diesen Eindruck. Sie suchen für ihre Verkaufsstellen vorwiegend Standorte in Zentrumsnähe mit grosser Passantenfrequenz. Die Abgrenzung zu diesen Ketten ist wichtig, dies geschieht durch das individuelle Angebot, das standortgerecht zusammengestellt ist, und die möglichst traditionelle Eigenproduktion des Sortiments.

Gross- und Kleinbetriebe stellen oftmals divergierende Ansprüche an den Verband. Könnte es nicht eines Tages zu einer Spaltung kommen?

Über 70% unserer Mitglieder sind Klein- und Kleinstbetriebe und haben oft höheren Bedarf an unseren Dienstleistungen als grössere Betriebe. Trotzdem sind unsere Dienstleistungen für alle Kunden sehr wertvoll – basieren sie doch auf einem enormen Branchen-Know-how in allen einzelnen Institutionen. Wichtig ist, dass wir die gesamte Dienstleistungspalette auf alle Bedürfnisse ausrichten können, dann wird eine Spaltung gar nie zum Thema werden.

Der SBKV führt gute Werbekampagnen durch, aber die Teilnahme der Mitglieder ist vielfach bescheiden. Macht es überhaupt Sinn, nationale Aktionen durchzuführen?

Dies ist eine berechtigte Frage. Sicherlich benötigen wir eine Gesamtbranchen-Kommunikation, um als Einheit der gewerblichen Bäckereien-Konditoreien wahrgenommen zu werden. Zusammen mit den kantonalen Werbeverantwortlichen werden wir an den kommenden Tagungen die Strategie in diesem Bereich für die Zukunft bereinigen und die Bedürfnisse aller Teilverbände darin festhalten.

Sie haben als langjährige Nr. 2 bereits viele anspruchsvolle Dossiers betreut. Heisst dies nun, dass der SBKV im genau gleichen Stil wie bisher weitergeführt wird?

Auch wenn ich in vielen Belangen von der grossen Erfahrung von Renaldo Nanzer profitieren durfte, pflege ich einen eigenen Stil und werde nie versuchen, andere Persönlichkeiten zu kopieren. Wie hat doch ein Referent an der Richemont-Tagung gesagt: «Ich bin ich...»

Auszug aus dem Beitrag in der SBKV-Zeitung Panissimo

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