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9.4.2008 Biomarkt boomt wieder Bio Suisse zieht für das vergangene Jahr eine positive Bilanz. Der Umsatz mit Bio-Produkten stieg im Jahr 2007 um 7,7% auf knapp 1,3 Mia Franken. Der Umsatz mit Bio-Produkten stieg im Jahr 2007 um 7,7% auf 1,29 Mia Franken – zum Vergleich: der konventionelle Lebensmittelmarkt stieg um nur 3%. Rund 75% der Bio-Produkte gingen 2007 über die Ladentische von Coop (51% Marktanteil, 664 Mio Franken) und Migros (24% Marktanteil, 306 Mio Franken). Einen kräftigen Wachstumsschub erlebten die Direktvermarkter mit einem Plus von 12% (62 Mio Franken) und der Bio-Fachhandel mit fast 10% mehr Umsatz (199 Mio Franken). Westschweiz entdeckt Bio Sehr markant stieg die Zuwachsrate in der Westschweiz an. Der Gesamtbiomarkt nahm im französischsprachigen Landesteil um 9% oder 15,6 Mio Franken zu. Bei den Frischprodukten betrug die Zuwachsrate 9,6% oder 10,1 Mio Franken, bei Bio-Fleisch, Bio-Früchte und Bio-Gemüse sogar19,5%, resp. 15% und 12%. Gründe für dieses aussergewöhnlich starke Wachstum dürften einerseits das gestiegene Bewusstsein für ökologische Fragen in der Romandie und damit verbunden auch für biologische Lebensmittel sein, andererseits die bessere Verfügbarkeit in einer grösseren Anzahl von Detailhandels-Filialen. Schweizer Bio-Rohprodukte waren knapp Die hervorragenden Verkaufszahlen (aber auch die kapriziöse Witterung) führten im vergangen Jahr vereinzelt zu Lieferengpässen. So wurden Bio-Eier zeitweise zur Mangelware. Auch Bio-Getreide war chronisch knapp und von Früchten, Gemüsen, Beeren, Kräutern, Rapsöl und Kartoffeln in Bio-Qualität hätte sich problemlos mehr verkaufen lassen. In diesen Bereichen hat es deshalb Platz für neue Bio-Produzenten. Der Markt könnte gut einige hundert Bio-Betriebe verkraften. Der Bio-Boom in der Schweiz und im Ausland forderte nicht nur die Händler, die auf der Suche nach genügend Bio-Produkten waren. Im Ausland kam es im vergangenen Jahr zu einigen Betrugsfällen mit falsch deklarierten Bio-Lebensmitteln. Knospe-Produkte waren dabei nicht betroffen. Dafür sorgte die gute Qualitätssicherung. Sie ist für Bio Suisse ein Hauptpfeiler. Denn Bio lebt stark und zu Recht von der Glaubwürdigkeit. In der Schweiz ist das Betrugsrisiko viel kleiner. Mit staatlichen und privaten Kontrollen verfügt unser Land über ein sehr gutes Kontrollsystem. Ausserdem sind die Handelsstrukturen in der Schweiz weniger anonym als etwa in Deutschland. Bio Suisse diskutiert regelmässig mit internationalen Experten, damit mit einer einwandfreien Qualitätssicherung allfällige Betrugsfälle frühzeitig erkannt und verhindert werden können. Zahl der Bio-Produzenten nimmt leicht ab Erstmals führt Bio Suisse in diesem Jahr in ihrer Statistik auch diejenigen Bio-Betriebe auf, die nach der Bioverordnung des Bundes arbeiten, aber nicht nach den Richtlinien von Bio Suisse und deshalb auch nicht knospe-zertifiziert sind. Im Jahr 2007 arbeiteten 5651 Landwirtschaftsbetriebe nach den Richtlinien von BioSuisse, resp. sind zertifizierte Knospe-Betriebe. Das sind 220 Betriebe weniger als im Vorjahr und entspricht einem Anteil von 10,2% am Total der gesamtschweizerischen Betriebe. Zu den knospe-zertifizierten Betrieben kommen noch rund 600 Bio-Höfe hinzu, die nach der Bioverordnung des Bundes arbeiten. Daraus ergibt sich eine Gesamtzahl von 6249 Bio-Betrieben. Dies sind 11,3% aller Landwirtschaftsbetriebe. Dieser Anteil ist im Vergleich zum Vorjahr praktisch konstant geblieben. Die gesamte Bio-Fläche nahm im vergangenen Jahr um 2000 Hektaren zu und betrug 121'000 Hektaren. Das sind 11,3% der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Davon wurden 111'000 Hektaren von knospezertifizierten Bio-Betrieben bewirtschaftet, 10’000 Hektaren von Bioverordnungs-Betrieben. Im vergangenen Jahr ist die Abnahme der Betriebe aus dem Biolandbau im Vergleich zu 2006 leicht gesunken (-220). 2006 waren es 243 Betriebe. Für 2008 haben sich erfreulicherweise bereits 99 Betriebe neu bei BioSuisse angemeldet, um auf Biolandbau umzusteigen. Zu strenge Vorschriften? Der Rückgang lässt sich zum einen Teil mit dem Strukturwandel erklären. Höfe werden aus wirtschaftlichen Überlegungen oder mangels Nachkommen aufgegeben. Zum anderen Teil wenden sich Betriebe vom Biolandbau ab, weil die Vorschriften in ihren Augen zu streng sind. Bio Suisse bedauert dies. Beispielhaft sind die neuen Fütterungsvorschriften: Gemäss Bio-Verordnung des Bundes, die als gesetzlicher Mindeststandard für alle Bio-Betriebe in der Schweiz massgebend ist, müssen ab dem 1. Januar 2008 neu 100% des Futters für Wiederkäuer aus biologischer Produktion stammen (statt 95% wie bis anhin). Die Bio-Verordnung wurde in diesem Punkt geltendem EU-Recht angepasst. Bio Suisse musste diese neue Regelung ebenfalls übernehmen. Insbesondere für Betriebe im Berggebiet kann sie zu Engpässen bei der Futtermittelbeschaffung führen. Bio Suisse hat deshalb beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) eine Übergangsfrist bis zum 31. März 2009 verlangt: Allerdings sind davon nur die so genannten Nebenprodukte aus der Lebensmittelherstellung betroffen (z.B. Zuckerrübenschnitzel oder Abgang aus Obst- und Gemüseverarbeitung). Für Gras, Heu, Silomais und Maiswürfel gilt diese Übergangsfrist nicht. Diese Futtermittel müssen ab dem 1. Januar 2008 konsequent in hundertprozentiger Bio-Qualität an die Tiere verfüttert werden. Bio Suisse ist weiterhin mit dem BLW im Gespräch, um gemeinsam Lösungen zu finden. Ziel von Bio Suisse ist es, die bereits vereinbarte Übergangslösung über März 09 hinaus zu verlängern. Doch längerfristig ist das Ziel einer hundertprozentigen Bio-Fütterung in den Augen von Bio Suisse nicht nur machbar und sinnvoll, sondern trägt auch zu einer noch grösseren Glaubwürdigkeit des Biolandbau bei: Konsumentinnen und Konsumenten erwarten, dass ein Bio-Tier auch Bio-Futter bekommt. (Text: BioSuisse. Bilder: foodaktuell.ch) Weiterlesen: Den Biokühen fehlt Biofutter | |