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17.7.2008 Seltenheitswert: Metzgerei in Frauenhand Die meisten Metzgereien werden von einem Ehepaar geleitet. Die Produktion obliegt dem Mann, während sich die Gattin des Metzgermeisters um die Veredelung und den Verkauf kümmert. Nicht so in der Kirchgassmetzg in Herzogenbuchsee BE. Barbara Wüthrich leitet die Kirchgassmetzg seit bald 15 Jahren.
foodaktuell: Sie leiten die Kirchgassmetzg seit beinahe 15 Jahren. Wie kam es dazu? Das Geschäft wurde 1904 von meinem Urgrossvater gegründet und ich bin nun die vierte Generation. Ich bin darin gross geworden. Meine Lehre absolvierte ich in Bern absolviert, nachher arbeitete ich in Brugg. Die Geschäftsleitung übernahm ich 1993 nach dem plötzlichen Tod meines Vaters. Dank der tatkräftigen Unterstützung meiner Mutter klappt es gut – wir sind ein Team und ergänzen uns prima. foodaktuell: Sie sind ferner seit acht Jahren als Fachexpertin tätig. Da nur sehr wenige Frauen als Expertinnen zur Verfügung stehen, wurde ich angefragt, ob ich diese Aufgabe übernehmen würde. Sie macht mir grosse Freude und es ist jedes Jahr interessant, junge Leute und Lehrbetriebe kennen zu lernen. foodaktuell: Wie ist Ihr Betrieb organisiert? Wir schlachten noch selber. Unser Metzger hat bereits seine Lehre bei uns gemacht und kennt mich seit meiner Geburt (lacht). Meine Mutter bearbeitet hauptsächlich das Bestellwesen und ich leite den Rest. foodaktuell: Welches sind ihre Spezialitäten? Beinschinken und eine küchengeräuchte Bauernwurst. Besonders stolz macht uns, dass wir den Starkoch Philippe Rochat regelmässig mit unserem hausgemachten Beinschinken beliefern dürfen. Die Bauernwürste räuchern wir in Roggwil in einem alten Bauernhaus. Während den Wintermonaten hängen sie dort circa zwei Wochen. foodaktuell: Macht Ihnen die Konkurrenz der Grossverteiler zu schaffen? Da unser Geschäft nicht im Zentrum liegt, ist es nicht immer einfach, neue Kunden zu gewinnen. Bereits 1971 gliederte mein Vater der Metzgerei ein breites Lebensmittelsortiment an. Darin sehe ich unsere Stärke, wir bieten unseren Kunden alles für den täglichen Gebrauch. Alle Generationen finden bei uns, was sie brauchen. Die Kinder können spielen und bekommen selbstverständlich ihre Scheibe Wurst. Dank unserer grossen Stammkundschaft sehen wir eine Zukunft. Gute Produkte und die Mund zu Mund Werbung sind die beste Werbung. Wir haben einen sehr aktiven Gewerbeverein in unserem Dorf, der sich für die Promotion der regionalen Produkte einsetzt. Das hilft auch. foodaktuell: Sie sprechen von Stammkunden. Besteht Ihre Kundschaft eher aus älteren Personen? Nein, gar nicht. Sie deckt alle Altersgruppen ab. Viele Mütter mit Kinderwagen kommen zu uns, weil bei uns der Einkauf schneller geht und weniger stressig ist. Die Kinder haben ihren Spieltisch und fühlen sich bei uns wohl. foodaktuell: Was ist für Sie das Schönste in Ihrem Beruf? Wenn ein Kunde mit einem lächelnden Gesicht aus unserem Geschäft geht und wieder kommt!
Text und Interview: Beatrice Zweifel. Weiterlesen: Umsatzfaktoren der Metzgerei | ||||||