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28.11.2008 System- oder Produktzertifizierung? In der Lebensmittelbranche dienen Qualitätsmanagement-Systeme (QM) zur Sicherstellung der grundsätzlichen Ziele des Lebensmittelrechts: Gesundheits- und Täuschungsschutz. Durch Produkt- und Labelanforderungen verschiedenster Art müssen weitere Qualitätsaspekte berücksichtigt werden. Je nach ihrer Entstehungsgeschichte liegt die traditionelle Schwerpunktätigkeit mehr im Produkt- oder Systemzertifizierung. Eine Scheinwiderspruch der langsam aber sicher überwunden wird. Die aktuelle ISO-Revision (ISO 22 000) verfolgt das Ziel, einen überall anerkannten Standard für die gesamte Lebensmittelkette zu schaffen. Ergänzend zu den allgemein verbreiteten ISO-Systemen dienen der Lebensmittelbranche die Global Food Safety-Standards (v.a. BRC/ IFS), deren Einführung auf Bestreben der Grossabnehmer erfolgte. Und in Gewerbebetrieben haben sich einfache QM-Konzepte etabliert, um die gesetzlich vorgeschriebene Selbstkontrollpflicht (HACCP) zu erfüllen, oft im Rahmen so genannter «Branchenlösungen». Mit ursprünglich sehr technisch ausgerichteten Umweltmanagement-Systemen (UMS) bewerten viele Betriebe ihre ökologischen Ziele und Leistungen. Angesichts der Klimadebatte erhalten diese Bewertungen an Bedeutung und werden zur qualitativen, ökonomischen, ökologischen sowie sozialen Erfolgsbilanz ausgeweitet und immer häufiger in so genannten «Nachhaltigkeitsberichten» zusammengefasst. Die heute in der Lebensmittelbranche aktiven Zertifizierungsstellen haben eine teilweise sehr unterschiedliche Entstehungsgeschichte und entsprechend gelagerte Tätigkeitsschwerpunkte. SQS, SGS fassten in der Lebensmittelbranche mit der Einführung der Systemzertifizierungen Fuss. ProCert, Swiss Testing und BVQI etablierten sich v.a. mit der Einführung von QM-Systemen in kleinindustriell-gewerblichen Betrieben. In der Westschweiz machte sich die interkantonale Zertifizierungsstelle OIC v.a. im Bereich AOC- und Regionalvermarktung einen Namen.
Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL in Frick wurde als zentrale Institution der Schweizer Biobewegung schon vor 27 Jahren Mutter der Labelorganisation Bio Suisse (Knospe). Auch das Institut für Marktökologie (IMO) in Weinfelden entstand bereits Ende der 80-er Jahre und ist heute mehr als 70 Ländern aktiv. Die Marktführerin der Schweizer Biozertifizierung, bio.inspecta, entstand Ende der 90-er Jahre aus dem FiBL-Kontrolldienst. Tradition hat auch die Zusammenarbeit mit weiteren Bioorganisationen wie Bio Suisse und Demeterverbänden. Ein Kind der Bioszene ist auch die Biozertifizierungs-stelle Bio Test Agro AG, die kurz vor der bio.inspecta gegründet wurde. Unterdessen wurde auch hier das Angebot über die Landwirtschaft hinaus auf gewerbliche Verarbeitungsbetriebe erweitert. Das durch die Entstehungsgeschichte bedingte anfängliche Monopol der bio.inspecta auf die Knospe-Zertifizierung wurde mittlerweile durchbrochen, nicht zuletzt auch auf Druck der Bio Suisse-Basis selber und v.a. im Bereich Biolandwirtschaft. Die Unterschiede in Entstehungsgeschichte und Schwerpunkttätigkeit zeigten sich auch in der Arbeitsweise und Ausrichtung der Zertifizierung. Die Organisationen der Bioszene stellten in erster Linie die Produktzertifizierung auf Basis der Bio-Verordnung und den verschiedenen Richtlinien der Biolabel und Bioeigenmarken sicher. Klassische QM-Zertifizierungsstellen wie SQS und SGS richteten sich zu Beginn v.a. auf QM-Systeme für den Gesamtbetrieb aus. Die unterschiedlichen Schwerpunkte Produkt- oder Systemzertifizierung waren nie echte Widersprüche, sondern schon immer ergänzende QM-Blickwinkel auf die Unternehmen und die ganzen Wertschöpfungsketten. Die neueren Standards IFS und BRC, die von Beginn weg mit einem umfassenden Ansatz auf die Zielsetzung der Lebensmittelsicherheit ausgerichtet wirken hier zusätzlich verbindend. Diese Standards sind in der Branche mittlerweile stark verbreitet, nicht zuletzt weil sie als Eintrittsticket für die Belieferung der Grossverteiler gelten, bzw. die Einführung auch von bestehenden Lieferbetriebe als Basis für die Weiterführung der Zusammenarbeit verlangt werden. (Peter Jossi)
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