Während sich der Handel über Jahre hinweg hauptsächlich um einen möglichst niedrigen Preis der Lebensmittel bemühte, stehen heute Mehrwert und Zusatznutzen stärker im Fokus. Dabei geht es nicht nur um eine Produkteigenschaft, sondern um Produktionsweise, gesellschaftliche Verhältnisse und Arbeitsbedingungen. Die soziale Verantwortung der Unternehmen gewinnt an Bedeutung. Hier ist ein deutlicher Wertewandel im Laufe des vergangenen Jahrzehnts feststellbar. Dies belegen zum Beispiel die stark steigenden Umsätze des Fairen Handels.
Ein immer grösserer Teil der fair gehandelten Produkte stammt zudem aus biologischem Anbau. In der Bio-Lebensmittelbranche übernehmen viele Unternehmen ein hohes Mass an Verantwortung gegenüber allen Lieferanten in der Handelskette. Was lange Zeit als Selbstverständlichkeit galt, wird heute verstärkt kommuniziert und thematisiert. So auch zur BioFach: Die Weltleitmesse rückt im Kongress 2013 die verschiedenen Aspekte gemeinsamer Werte der weltweiten Bio-Familie ins Zentrum.
WERTvoll, bio und regional im Global Village
Mitte Dezember 2012 geht das umfassende Kongressprogramm von BioFach und Vivaness 2013 mit personalisierbarem Kongressplaner unter www.biofach.de/kongress und www.vivaness.de/kongress online. Im Rahmen des Kongressschwerpunktes „Gemeinsame Werte. Handeln für die Zukunft“ diskutieren unter der Überschrift „Bio ist WERTvoll“ zum Beispiel Dr. Alexander Gerber, Geschäftsführer, Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft, BÖLW (D) und Prof. Dr. Götz E. Rehn, Geschäftsführer, Alnatura Produktions- und Handels GmbH (D), wie eine auf Werte gegründete Wirtschaft funktionieren kann.
Weitere Themen: „Gemeinwohlökonomie: Kooperation statt Konkurrenz“ unter anderem mit Christian Felber, Mitbegründer der Gemeinwohlökonomie und der Demokratischen Bank Österreich (A), und „Von der Wertschöpfungskette zur Wertschätzungskette“ sowie „Bio zwischen heimischen Landen und Global Village – Wie regional muss Bio sein?“
Wertemarken: Mehrwert in den Mittelpunkt rücken
Deutschland zählt zu den Pionierländern des internationalen Bio-Marktes. Nicht nur international, sondern auch in den einzelnen regionalen Branchen gibt es verschiedenste ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige und werteorientierte Projekte. So trifft sich zum Beispiel unter der Bezeichnung Wertemarken seit vier Jahren ein lockerer Zusammenschluss von zehn deutschen Naturkostherstellern, die ihre Erzeugnisse in erster Linie über den Fachhandel vermarkten.
Sie alle verbindet ihr besonderes Engagement für Werte wie Kooperation, Transparenz, Glaubwürdigkeit, Nachhaltigkeit und Fairness. Ihre Erfahrungen diskutieren sie miteinander und vermitteln ihre Werte über eine Hamburger Agentur weiter an den Gross- und Einzelhandel sowie die Endverbraucher. Die Mitgliedsfirmen sind unter anderem aktiv im Klima- und Umweltschutz, kümmern sich um soziale Anliegen von Lieferanten und Mitarbeitern und wollen bei umweltfreundlichen Innovationen führend sein.
Für die Ökologischen Molkereien Allgäu (ÖMA), Kisslegg (D) – eine der Wertemarken – fängt Bio beim Landschaftsschutz an. Gemeinsam mit der Höfegemeinschaft Rösslerhof hat die ÖMA das Projekt „Naturschutz und Nachhaltigkeit in der Milcherzeugung“ ins Leben gerufen. Experten des Anbauverbands Bioland analysieren und beraten, wie die einzelnen Partnerhöfe zum Naturschutz beitragen und welche Massnahmen ausgebaut, verbessert oder ergänzt werden können.
Mit dem Slogan „Bestes Bio - Fair für alle“ setzt sich der BioFairVerein mit Sitz in Kassel (D) für mehr Transparenz in der Vermarktung ein. Mit inzwischen 40 Mitgliedern tritt die Gruppierung für eine möglichst regionale Vermarktung von Bio-Lebensmitteln und faire Erzeugerpreise ein. „Fairness vom Acker bis zum Teller“ ist dabei die Devise. Prominentes Beispiel ist der Mitgliedsbetrieb Upländer Bauernmolkerei (D). Diese engagierte sich als erste öffentlichkeitswirksam für faire Preise heimischer Produkte mit einem zweckgebundenen Preisaufschlag. Die Bio-Bauern, die die Upländer Bauernmolkerei mit Milch beliefern, können so auf einer stabilen Basis die Existenz ihrer Betriebe auch in Zukunft sichern.
Bio-Verbände bieten Sicherheit
Zwei von drei der insgesamt rund 1 Mio. Hektar der in Deutschland biologisch bewirtschafteten Fläche werden von einem der anerkannten neun Bio-Verbände kontrolliert. Für die Landwirte bedeutet dies unter anderem höhere Anforderungen in der Tierhaltung und weniger erlaubte Betriebsmittel und Hilfsstoffe. Verbände bieten eine langfristige Gemeinschaft, Beratungsleistungen und Kontrollen, die über das Minimum des EU-Bio-Standards hinausgehen. Daher bevorzugen die meisten Naturkostgrosshändler, die den Fachhandel beliefern, eine enge Zusammenarbeit mit Betrieben beispielsweise von Bioland, Demeter, Naturland oder Gäa.
Eine langfristige Kooperation, die die ökologische Landwirtschaft fördert, ist für die Gründergeneration der jetzigen Bio-Unternehmen ein wichtiger Wert, den es nun an die nächsten Generationen weiterzugeben gilt. Auch im Handel hinterfragen Verbraucher zunehmend, wie es um Werte wie Gerechtigkeit und Fairness, Transparenz, Umweltfreundlichkeit, langfristige Zusammenarbeit und Zuverlässigkeit bestellt ist. Verifizierbare Aussagen, die auf einer nachprüfbaren Lieferkette von verlässlichen Handelspartnern basieren, werden immer stärker eingefordert.
Werte: Ist das einzig Beständige der Wandel?
„Die Kenntnis um den Wandlungsprozess beziehungsweise seine Geschwindigkeit ist für Unternehmen nicht nur spannend, sondern zukünftig überlebensnotwendig“, heisst es im Werte-Index 2012. Dieser wird von Professor Peter Wippermann, Trendbüro, Hamburg (D), herausgegeben. Unternehmen müssen demnach zeigen, wie sie ihre Verantwortung leben, und zwar losgelöst vom Konsum ihrer Produkte. Werte finden sich in einem beständigen Veränderungsprozess.
Dieser Wertewandel spiegelt sich in den sogenannten Megatrends – langfristigen und tiefgehenden Umwälzungen in der Gesellschaft – wider. Zukunftsforscher Matthias Horx, Gründer und Inhaber des Zukunftsinstituts, Kelkheim (D), geht von elf dieser Megatrends aus. Hierzu zählen Neo-Ökologie und Gesundheit. Beide betreffen direkt das Konsumverhalten der Verbraucher sowie ihre Affinität zu Bio-Produkten. Nachhaltigkeit und Effizienz sei inzwischen in allen Bereichen gefragt, so Horx. Erfolgreiche „Green Brands“ seien die Stars der kommenden grünen Wirtschaft. Gesundheit bedeute dabei umfassendes Wohlbefinden. Dazu gehöre auch die Ernährung mit nachhaltig und gesund erzeugten Lebensmitteln.
Als Teil des Megatrends Neo-Ökologie sieht Horx den Bio-Boom ungebrochen, der grüne Lebensstil der LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability) entwickle sich weiter und verändere Konsumkultur und Ökonomie. Aktuelle Branchentrends und News unter: www.oneco.biofach.de
Die Welt zu Gast bei Bio-Freunden
In vier Tagen um die Bio-Welt reisen können die über 40.000 Fachbesucher aus zuletzt mehr als 130 Ländern auf der Weltleitmesse für Bio-Produkte jährlich in Nürnberg. Sie packen nur einmal ihren Koffer und erleben Marken und Produkte aus über 80 Nationen. So auch wieder vom 13. bis 16. Februar kommenden Jahres. Erwartet werden dann erneut rund 2.400 Aussteller – 200 davon auf der Vivaness, Leitmesse für Naturkosmetik und Wellness. Mit einem Gemeinschaftsstand vertreten ist zur nächsten BioFach in Nürnberg auch Japan.
Die Heimat der ältesten Auslandstochter der Weltleitmesse – seit 2001 findet in Tokio die BioFach Japan statt – gewährt damit erstmals an einem Pavillon gebündelt Einblick in die Vielfalt japanischen Bio-Genusses. Rund 30 Aussteller haben sich angekündigt. Darüber hinaus können die Bio-Facheinkäufer aus zuletzt über 130 Ländern im Jahr 2013 Kenias Premiere mit eigenen Länderpräsentationen erleben.
Japan hat der internationalen Bio-Branche viel zu bieten – und zwar als Import- genauso wie als Exportmarkt. Schon lange zählt das Land der aufgehenden Sonne zu den starken Verbrauchermärkten Asiens. Der Bio-Nahrungsmittelsektor in Japan wird Experten zufolge auch weiterhin wachsen. Bisher macht er mit einem geschätzten Umsatz von 1,3 Mrd. US-Dollar etwa 1 % des gesamten japanischen Lebensmittelmarktes aus.
Umfragen im Rahmen des Organic Market Research Project 2010 und 2011 bestätigten, dass die japanischen Verbraucher grössten Wert auf gesunde, hochwertige Nahrungsmittel legen und 97 % Bio ein Begriff ist. Heimisches Bio wird aber nicht nur im Land selbst konsumiert, sondern überzeugt international.
Frank Venjakob, Leiter Veranstaltungen, NürnbergMesse, und unter anderem verantwortlich für die BioFach Japan: „Bio-Konsumenten rund um den Globus haben längst japanische Köstlichkeiten für sich entdeckt. Umso mehr freut es uns, dass sich internationale Branchenvertreter im Februar 2013 erstmals zur BioFach in Nürnberg an einem eigenen japanischen Pavillon von Geschmack und Qualität der Produkte überzeugen können. Besonders begeistert uns natürlich, dass wir einige der Aussteller bereits als geschätzte Kunden der BioFach Japan kennen!
(Text: BioFachmesse)
Nürnberg (Bild), wo die Biofachmesse stattfindet, besitzt eine attraktive Altstadt
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Biofach- und Vivaness-Messe
13. bis 16. Februar 2013
im Messezentrum Nürnberg
Internet: www.biofach.de
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