ProWein – die internationale Leitmesse der Wein- und Spirituosenbranche, die vom 23. bis 25. März 2014 in Düsseldorf, Deutschland, stattfindet - feiert 2014 ihr 20. Jubiläum. Die Veranstalter der ProWein nahmen dies zum Anlass, der internationalen Weinbranche einige Ideen vorzustellen, wie die weltweite Weinwirtschaft in 20 Jahren aussehen könnte.
Die Umfrage mit dem Titel „The International Wine Industry: Global Experts’ Vision 2034“ (Die internationale Weinwirtschaft: die Vision internationaler Experten für 2034), die von der ProWein beauftragt und von Wine Intelligence, dem bekannten britischen Marktforschungsinstitut, durchgeführt wurde, ergab fünf Hauptbereiche, in denen die Branche – nach Meinung führender Weinexperten aus der ganzen Welt – bis 2034 grosse Entwicklungen erwarten kann.
2034 werden Konsumenten, nicht Produzenten, die Weinwirtschaft beherrschen. Die Weinwirtschaft wird sich stärker auf die Bedürfnisse der Verbraucher einstellen müssen. Für die Kommunikation bedeutet dies das Ende einer „Top-Down-Erziehung des Verbrauchers“ und eine Betonung auf Verbraucherbindung durch Erfahrungen und Emotionen.
Mehr als drei Viertel der Befragten (77%) glauben, dass Konsumenten in 20 Jahren im Vergleich zu heute eine kürzere Konzentrationsspanne haben werden. 58 Prozent gehen davon aus, dass Familie und Freunde weiter die Hauptquelle für vertrauenswürdige Informationen sind – obwohl soziale Medien zunehmend zum Übertragungskanal für solche Informationen werden. Hier liegt eine Chance für diejenigen Weinvermarkter, die einen kreativen Ansatz im sich ständig ändernden Verbraucherumfeld wählen, in dem mobile Technologien und soziale Medien wohl die Verbrauchererfahrung dominieren werden.
Ermutigend ist, dass die Befragten der Meinung sind, dass Verbraucher im Laufe der nächsten 20 Jahre auch weiter Wein trinken möchten - und sogar ein wenig mehr dafür ausgeben werden. Und trotz kürzerer Konzentrationspannen wird ihr Weinwissen in 20 Jahren grösser sein, weil Informationen leichter zugänglich und strukturierbar werden.
Der Vertrieb polarisiert sich, weil Supermärkte noch dominanter werden
66 Prozent der Befragten glauben, dass Supermärkte die Weinwirtschaft im Jahre 2034 beherrschen. Sie erwarten noch mächtigere Supermärkte, und bei vielen besteht der Eindruck, dass der Weinvertrieb sich weiter polarisieren wird.
Während für den Massenmarkt produzierte Weine sich auf viele Einzelhändler konzentrieren, werden Nischen- und Kleinproduzenten einen Weg finden, ihre Erzeugnisse eher unter Fachhändlern zu vermarkten. Zwar zeigt sich diese Polarisierung bereits in einigen Märkten, aber man erwartet diesen Trend weltweit; Weine, die in keine Kategorie passen, werden es immer schwerer haben.
Voraussichtlich wird der Online-Handel wesentlich an Bedeutung gewinnen. Werden die Weinhändler mit eigenem Geschäft verschwinden? Manche glauben, dass ihre Tage gezählt sind, aber viele sind auch immer noch überzeugt, dass der persönliche Aspekt solcher Geschäfte weiter geschätzt wird. Weinfachhändler werden sich auf die Geschichten und Botschaften konzentrieren müssen, die beim Verbraucher Anklang finden.
Wir können ausserdem erwarten, dass Produzenten diese Absatzkanäle insgesamt umgehen werden und in Direktvertrieb und -marketing an Endkunden investieren. Im Gegensatz zum prognostizierten Geschäft und den Chancen ausserhalb der Gastronomie sagen viele voraus, dass der weltweite Weinkonsum in Restaurants weiter rückläufig sein wird, weil Verbraucher lieber zuhause essen und trinken.
Nordamerika und China sind Haupt-Investitionsziele
Bei der Aufgabe, theoretisch ein Budget zu investieren, dessen Rendite erst in 20 Jahren erkennbar ist, verdrängten die USA und Kanada China ganz knapp auf den zweiten Platz. Ein Drittel der Befragten sagte, dass sie in einigen oder allen diesen Ländern investieren würden. Nordamerika ist die sichere Option: Es ist bereits jetzt ein riesiger Markt, aber mit einem ebenso riesigen künftigen Wachstumspotenzial. In China sieht die Branche sowohl bei Weinerzeugung als auch Konsum das Potenzial einer Ostverlagerung.
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Schaumweine sind im Trend. Bild: Lambrusco aus Italien.
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Indien und Lateinamerika werden, gefolgt von Osteuropa, auch als Wachstumsregionen betrachtet, wobei die Einfuhrbeschränkungen für Wein in einigen dieser Gebiete jedoch gewisse Sorgen bereiten.
In Bezug auf die Weinstile, die in 20 Jahren von Bedeutung sein werden, glaubt die Branche fest an den weltweiten Trend zu Schaumweinen, während Roséweine in den Hintergrund treten.
Verpackung wird eine grössere Rolle spielen
Die überwältigende Mehrheit der Befragten (82%) ist der Meinung, dass die Verpackungstechnologie in den nächsten 20 Jahren den Weinmarkt beeinflussen wird. Dabei geraten komfortablere Verpackungen für neue Konsumenten in sich entwickelnden Weinmärkten ins Blickfeld. Aber auch individuellere Verpackungen und ökologische Nachhaltigkeit sind Themen, mit denen sich die Weinbranche nach Meinung der Befragten befassen wird.
Zwar ist es unwahrscheinlich, dass traditionelle Formate verschwinden werden, aber ein gewisser Durchbruch alternativer Verpackungen ist zu erwarten. Einige Befragte meinen, dass das Verpackungsdesign bei der Gewinnung neuer Verbraucher eine wichtige Rolle spielen wird, und das könnte eine Abkehr von aktuellen Designstandards bedeuten.
58 Prozent der Befragten warnen davor, dass neue Vorschriften für die Weinbranche in den nächsten Jahrzehnten eine echte Herausforderung darstellen könnten. Die Kategorie der alkoholischen Getränke könnte nämlich mit einigen Beschränkungen konfrontiert sein, die jetzt bereits für Tabak gelten. Staatliche Eingriffe bei Preisen, Marketing, Kennzeichnung oder sogar beim Verbrauch (beispielsweise beim gesetzlichen Mindestalter für Alkoholgenuss oder den Promillegrenzen) sind in vielen Ländern eine reale Gefahr.
Aber Wein steht auch Herausforderungen durch andere alkoholische Getränke gegenüber. Dies ist bereits der Fall in Entwicklungsländern, wo er in Konkurrenz zu lokalen Spezialitäten steht. Aber selbst in reiferen Märkten kommen handwerklich hergestelltes Bier, verschiedene Apfelweinerzeugnissen, Cocktails und innovative Spirituosen beim Verbraucher immer besser an. Die Befragten der Studie glauben, dass viele dieser Produkte Wein schon durch ihre Verpackung und Marketingbudgets ausstechen könnten. Eine weitere Gefahr und besorgniserregend für die Profis in der Weinbranche sind die potentiellen Auswirkungen des Klimawandels auf die weltweite Weinerzeugungslandschaft.
Die Daten für diese Studie wurden über eine Online-Befragung und Inter-views mit 115 führenden Weinfachleuten aus der ganzen Welt erhoben. Eine vollständige Zusammenfassung der Ergebnisse (auf Englisch) ist bei der Messe Düsseldorf ab März zum Preis von 249 € erhältlich. Aussteller der ProWein 2014 zahlen einen reduzierten Preis von 199 €. Die Bestelladresse lautet: www.prowein.com.
ProWein, Leitmesse für Weine und Spirituosen
23. bis 25. März 2014 in der Messe Düsseldorf
Der Ticketverkauf im Online-Shop auf www.prowein.de startet voraussichtlich Ende 2013.
www.prowein.de
Schweizer Vertretung der Messe Düsseldorf:
INTERMESS DÖRGELOH AG
Obere Zäune 16, 8001 Zürich
Tel. 043 244 89 10, www.doergeloh.ch
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