Vielfalt erleben, geniessen und schützen steht im Zentrum des Stadt-Tomaten-Festes von ProSpecieRara. Am
6. September gilt es auf dem Zürcher Bürkliplatz Saatgut zu tauschen, 80 Tomatensorten
zu degustieren, Spezialitäten einzukaufen und sich an den Diskussionsrunden rund um
die Frage „Wem gehört das Saatgut?“ zu informieren.
Seit 2012 motiviert die Stiftung ProSpecieRara mit dem Projekt „Stadt-Tomaten“ dazu, selber alte
Tomatensorten anzubauen und diese auch zu vermehren. Fast 23'000 Personen haben sich
seither auf www.stadt-tomaten.ch registriert. Im vergangenen Frühling konnten einige tausend
Samenportionen von 50 verschiedenen Tomatensorten bestellt werden. „Der Ansturm war enorm,
nach zweieinhalb von geplanten fünf Wochen, waren unsere Vorräte aufgebraucht“, sagt Anna
Kornicker, Leiterin des Stadt-Tomaten-Projekts bei ProSpecieRara. Entsprechend viele Tomaten
wachsen in diesem Sommer in der ganzen Schweiz.
Das Stadt-Tomaten-Fest in Zürich soll der
Höhepunkt des Projektes werden. „Wenn schon nur einige der Teilnehmenden unsere Anleitung
zum Vermehren der Tomaten befolgt haben und das Saatgut an die Tauschbörse mitbringen,
dann werden wir ein sehr vielseitiges, grosses Angebot haben, sodass jeder neue alte Sorten
entdecken kann.“ Das Weitergeben des Saatgutes ist denn auch ein Ziel des Projektes. Denn
dies ist heute leider nicht mehr selbstverständlich. Moderne Züchtungstechnologien
verunmöglichen oftmals das Weitervermehren und sichern gleichzeitig den multinationalen
Saatgutkonzernen ihre Absatzmärkte.
ProSpecieRara-Vielfaltsmarkt
Umrahmt wird das Stadt-Tomaten-Fest vom bereits traditionellen Vielfaltsmarkt. Knapp 30
Marktfahrer aus weiten Teilen der Schweiz bieten hier ihre Spezialitäten aus traditionellen Nutztierrassen
und Kulturpflanzensorten an. Trockenfleisch vom Wollschwein wird genauso zu finden
sein wie Dörrfrüchte und Schnäpse aus alten Obstsorten und vieles mehr. Das Motto „Erhaltung
durch Nutzung“, welches ProSpecieRara proklamiert, lässt sich hier bestens umsetzen.
Programm vom 6. September 2015:
10-17 Uhr: Saatgut-Tauschbörse, Degustation, Vielfaltsmarkt, Kinderecke
11.30 Uhr: Gesprächsrunde: 140 seltene Tomatensorten und 1400 weitere Garten-, Acker- und
Zierpflanzen vor dem Aussterben bewahren – wie funktioniert das?
12.00 Uhr: Medienrundgang: Treffpunkt beim grünen ProSpecieRara-Zelt. Dauer max. eine
Stunde, anschliessend Möglichkeit die politische Gesprächsrunde zu besuchen und Teilnehmer
zu interviewen.
13.00 Uhr: Gesprächsrunde: Wem gehört das Saatgut? Béla Bartha (ProSpecieRara), Peter
Latus (Bundesamt für Landwirtschaft), François Meienberg (Erklärung von Bern), Monika
Messmer (Forschungsinstitut für biologischen Landbau) und Amadeus Zschunke (Sativa
Rheinau) im Gespräch.
14.30 Uhr: Gesprächsrunde: Das Projekt Stadt-Tomaten – wer und was steckt dahinter?
15 Uhr: Fotowettbewerb: Prämierung der besten drei Fotos. Mitmachen bis 30. August auf
www.stadt-tomaten.ch
Das Herzstück des farbenfrohen Festes wird die Saatgut-Tauschbörse sein. Daneben hat Grün
Stadt Zürich aber auch von 80 Tomatensorten Früchte produziert, die am Fest zur Degustation
angeboten werden. Ob die Ananas-Tomate tatsächlich nach Ananas schmeckt und wie
die ’Lutschig Zürich’ zu ihrem Namen kam, lässt sich an der Degustation überprüfen.
Damit auch der ernste Hintergrund des Projektes zum Tragen kommt, finden drei verschiedene
Talkrunden statt. In der ersten berichten die Samenbibliothekarin von ProSpecieRara und drei
langjährige private Sortenvermehrer aus ihrem Erhalteralltag. Was steckt hinter dem Erhaltungssystem,
das auf 450 privaten Gärtnern beruht? Was sind die Tücken, was die Glücksmomente?
In der zweiten Runde treffen Peter Latus vom Bundesamt für Landwirtschaft, François Meienberg
von der Erklärung von Bern, Monika Messmer vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau,
Amadeus Zschunke von der Saatgutproduzentin Sativa Rheinau und Béla Bartha von
ProSpecieRara aufeinander. Sie gehen der Frage nach, wem das Saatgut gehört. Diese ethische
Frage ist heute, wo fünf Firmen, darunter Monsanto und Syngenta, den weltweiten Saatgutmarkt
beim Gemüse beherrschen, drängender denn je.
Im dritten Gesprächsblock erzählen die Projektverantwortlichen der Stadt-Tomaten und Teilnehmer
von ihren Erfahrungen und erklären, warum die Stiftung kostenlos Saatgut verteilt hat.
Geleitet werden die Talks von der SRF-Moderatorin Mona Vetsch, die selber aktive Stadt-
Tomatengärtnerin ist. (Text: Prospecierara). Weitere Infos: www.stadt-tomaten.ch